KolumbienEinschusslöcher im Präsidenten-Hubschrauber

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Präsidenten-Hubschrauber mit Einschusslöchern. Das Bild wurde von der Regierung in Kolumbien freigegeben.
Präsidenten-Hubschrauber mit Einschusslöchern. Das Bild wurde von der Regierung in Kolumbien freigegeben. (Foto: Cesar Carrion/dpa)

Die Maschine von Präsident Iván Duque soll im Anflug auf die Stadt Cúcuta im Osten von Kolumbien unter Beschuss genommen worden sein.

Beim Anflug auf die Stadt Cúcuta im Osten von Kolumbien ist der Hubschrauber von Präsident Iván Duque unter Beschuss genommen worden. "Der Helikopter, in dem wir flogen, wurde Ziel eines Anschlags", sagte der Staatschef nach der Landung in Cúcuta am Freitag. Es seien Einschusslöcher an dem Hubschrauber zu sehen.

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SZ PlusVon Christoph Gurk

Duque war gemeinsam mit Verteidigungsminister Diego Molano und Innenminister Daniel Palacios auf dem Weg von der Ortschaft Sardinata im Department Norte de Santander in die Stadt Cúcuta an der Grenze zu Venezuela, als der Hubschrauber von den Schüssen getroffen wurde. Alle Insassen blieben ersten Angaben zufolge unverletzt.

In einem Video des Fernsehsender RCN waren sechs Einschusslöcher an dem Hubschrauber zu sehen. Die Maschine vom Typ Blackhawk wurde demnach am Rumpf, am Rotor und am Heck getroffen.

Die US-Regierung verurteilte den Angriff auf Duque. Auch seine politischen Gegner stellten sich hinter den Staatschef. "Das ist ein Anschlag auf unsere Bürger, unseren Präsidenten und unsere Demokratie", schrieb Bogotás grüne Bürgermeisterin Claudia López auf Twitter.

Wer hinter dem Angriff steckt ist noch unklar

Rodrigo "Timochenko" Londoño, der frühere Chef der Farc-Rebellen und amtierende Vorsitzende der Partei Comunes, twitterte: "Ich verurteile den Angriff auf Präsident Duque. Ich bin davon überzeugt, dass der Frieden, von dem das kolumbianische Volk träumt, nur gelingen kann, wenn wir das Leben aller respektieren, auch das unserer politischen Gegner."

Wer hinter dem Angriff steckt, war zunächst unklar. Erst in der vergangenen Woche war ein Bombenanschlag mit mehr als 30 Verletzten auf einen Militärstützpunkt in Cúcuta verübt worden. Die kolumbianische Regierung machte die Guerillaorganisation ELN für den Anschlag verantwortlich. Die Rebellen wiesen die Vorwürfe zurück.

"Ich habe die Sicherheitskräfte angewiesen, diejenigen zu verfolgen, die auf das Flugzeug geschossen und das Leben anderer Menschen in Gefahr gebracht haben", sagte Präsident Duque. "Die Botschaft ist, dass Kolumbien weiterhin stark im Kampf gegen das Verbrechen ist."

Jahrzehntelang tobte in Kolumbien ein blutiger Konflikt zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und staatlichen Sicherheitskräften. Mehr als 220 000 Menschen kamen in dem Bürgerkrieg ums Leben, über sechs Millionen wurden aus ihren Heimatregionen vertrieben. Die größte Guerillaorganisation Farc und die Regierung schlossen 2016 einen Friedensvertrag.

Die Rückkehr der Rebellen ins zivile Leben gestaltet sich allerdings schwierig, viele Kämpfer sind wieder in den Untergrund gegangen. Noch immer werden Teile des südamerikanischen Landes von bewaffneten Gruppen kontrolliert. Kolumbien ist zudem der größte Kokainproduzent der Welt.

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