Kollaps bei Übungsmarsch:Bundeswehr räumt nach Tod eines Soldaten Fehler ein

Soldaten marschieren

Im Juli kollabierten vier Soldaten bei einem Übungsmarsch, einer von ihnen starb später.

(Foto: dpa)
  • Nach dem tödlichen Kollaps eines Soldaten bei einem Übungsmarsch hat die Bundeswehr ihren vorläufigen Abschlussbericht vorgelegt.
  • Darin heißt es, dass mehrere Fehlentscheidungen von Führungskräften zu den Gesundheitsproblemen des Verstorbenen und drei weiterer Offiziersanwärter beigetragen hätte.
  • Der Grund für den Tod ist aber weiterhin unklar.

Die genaue Ursache für den Tod eines Offiziersanwärters der Bundeswehr vor etwa sechs Wochen gibt nach wie vor Rätsel auf. Bei einem Marsch im niedersächsischen Munster am 19. Juli waren vier Soldaten kollabiert, einer von ihnen starb später im Krankenhaus, ein weiterer liegt noch immer auf der Intensivstation. Am Donnerstag legte eine interne Untersuchungsgruppe der Bundeswehr nun ihren vorläufigen, 42 Seiten umfassenden Abschlussbericht vor. In dem heißt es, dass mehrere Fehlentscheidungen der Führungskräfte, darunter eine vorschriftswidrige Handlung, zu den Gesundheitsproblemen beigetragen hätten.

Nach ersten Untersuchungen hatten die Soldaten einen Hitzschlag erlitten, ihre Körperkerntemperatur soll über 40 Grad Celsius gelegen haben. Es habe allerdings bisher keine "eindeutige Ursache" für die Häufung von Hitzschlägen benannt werden können, heißt es in der Bundeswehr-Mitteilung. "Vielmehr verdichtet sich das Gesamtbild, dass in jedem Einzelfall eine ungünstige Verkettung von Umständen und Faktoren vorgelegen hat."

Die Fehler von Führungskräften seien "nicht ursächlich für einen Wärmestau als Ursache für einen Hitzeschlag" gewesen, hätten sich jedoch "vermutlich nachteilig" ausgewirkt. Die Untersuchungsgruppe führt mehrere "nicht sachgerechte Führungsentscheidungen" auf, darunter fallen Marschverschärfungen wie Liegestützen und Zusatzläufe sowie die Kleidungungsvorgaben. "Der am Ausbildungstag getragene Anzug mit der Feldjacke über der Splitterschutzweste war an Leistungsstand und Witterung nicht angepasst, jedoch durch die übergeordnete Befehlsgebung vorgegeben", heißt es.

"Keine Kausalkette erkennbar"

In dem Bericht wird noch einmal darauf hingewiesen, dass der Verstorbene vor seinem Zusammenbruch Asthmaspray benutzt habe; das sowie sein offenbar zu hohes Körpergewicht hätten jedoch keinen Grund für eine Einschränkung der Belastung bedeutet. Auch die Tatsache, dass in den Spinden der vier betroffenen Soldaten rezeptpflichtige Medikamente, Kreatininpulver sowie Energydrinks gefunden wurden, bewerten die Mediziner eher zurückhaltend: "Aus medizinischer Sicht ist keine Kausalkette erkennbar, die für alle vier Soldaten gleichermaßen zutrifft, zumal Gesamtbelastung und gesundheitliche Ausgangssituation von Soldat 1 [der Verstorbene] sich anders darstellen als von den anderen Soldaten", heißt es.

Bereits vor knapp zwei Wochen hatte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Lüneburg gesagt, dass die Obduktion des Verstorbenen eine Sepsis gezeigt habe. Diese Blutvergiftung könnte das Multiorganversagen des Mannes ausgelöst haben. Neben der internen Untersuchungsgruppe befasst sich die Staatsanwaltschaft mit dem Fall; sie prüft, ob jemandem ein strafrechtlich relevanter Vorwurf zu machen ist.

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