Kohlereviere:Ausstiegshilfen vom Bund

Kabinett

"Viele Pflöcke sind gesetzt": Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) beim wöchentlichen Kabinettstreffen im Bundeskanzleramt.

(Foto: John Macdougall/dpa)

Die ersten sieben Projekte zum Strukturwandel in den Kohleabbaugebieten laufen an. Doch die Fördermittel werden offenbar auch anders genutzt als beabsichtigt.

Die milliardenschweren Hilfen des Bundes für die Kohleregionen laufen langsam an. Gestartet sind inzwischen sieben Projekte für etwa 80,5 Millionen Euro, wie aus einem Bericht des geschäftsführenden Wirtschaftsministers Peter Altmaier am Mittwoch hervorgeht. Der CDU-Politiker sieht den Strukturwandel in den Kohlerevieren auf gutem Weg. "Viele Pflöcke sind gesetzt", betonte Altmaier. Die große Koalition hatte vereinbart, bis spätestens 2038 aus der Gewinnung und Verbrennung der klimaschädlichen Kohle auszusteigen. Um den Kohlerevieren in Ostdeutschland sowie in Nordrhein-Westfalen beim Wandel zu helfen, sollen bis zu 40 Milliarden Euro fließen.

Die Gewerkschaft bleibt skeptisch

Experten zweifeln allerdings, ob das Geld immer sinnvoll eingesetzt wird. So sagte der Ökonom Joachim Ragnitz der Deutschen Presse-Agentur, Kommunen nutzten die Fördergelder zum Beispiel auch für den Bau von Kindertagesstätten oder die Erneuerung von Heimatmuseen, um Touristen anzulocken. Das diene aber nicht unbedingt dem Strukturwandel, sagte der Vizechef der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts. Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis, äußerte sich kritisch. Der Strukturwandel werde nur dann erfolgreich sein, "wenn wir gute Industriearbeit durch gute Industriearbeit ersetzen. Davon ist bislang zu wenig zu sehen." Das EU-Beihilferecht bremse die Förderung neuer, klimagerechter Industrieprojekte. "Das muss sich schnellstmöglich ändern", sagte Vassiliadis der dpa.

Bis 2028 will allein der Bund 5000 Jobs in den Kohleregionen schaffen, indem Behörden ganz oder teilweise verlagert werden. Altmaiers Bericht zufolge sind davon bereits 2140 Stellen besetzt. Bei den Hilfstöpfen wird unterschieden zwischen Finanzhilfen - das sind 14 Milliarden Euro - und Strukturhilfen in Höhe von 26 Milliarden Euro. Bis Ende August wurden im Rahmen der Finanzhilfen 175 Projekte im Volumen von 3,01 Milliarden Euro beschlossen. Davon sollen 1,183 Milliarden Euro in das Lausitzer Revier in Brandenburg und 498 Millionen in das Lausitzer Revier in Sachsen fließen. Für das Mitteldeutsche Revier in Sachsen waren 336 Millionen Euro verplant und für das Mitteldeutsche Revier in Sachsen-Anhalt 805 Millionen Euro. Für das Rheinische Revier waren es 191 Millionen Euro. Die sieben bereits angelaufenen Projekte finden sich nur in Sachsen.

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