Kohlekraft:Zu teuer, zu langsam - aber richtig

Hohe Entschädigungen und Milliarden an Strukturhilfen: Die Deutschen verabschieden sich nicht gerade auf dem effizientesten Weg von der Kohle. Dafür herrschen sozialer Friede und Rechtssicherheit.

Von Michael Bauchmüller

Viel schneller und leichter hätte es sich erreichen lassen, das Ende der Kohlekraft. Ein ausreichend hoher Preis auf Kohlendioxid hätte gerade die Braunkohle unrentabel gemacht. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler hätten sich Milliarden sparen können an Strukturhilfen und Entschädigungen, die Klimabilanz wäre viel schneller viel besser geworden.

Hätte, wäre, könnte. Stattdessen hat das Bundeskabinett am Mittwoch den deutschen Weg aus der Kohle verabschiedet. Nicht der Markt setzt der Kohle zu, sondern Verträge mit den Betreibern, das Lockmittel hoher Entschädigungen, und das alles flankiert von milliardenschweren Strukturhilfen. Das ist nicht der effizienteste Abschied von der Kohle, er ist vermutlich zu teuer erkauft und noch dazu viel zu langsam. Aber sozialer Frieden und Rechtssicherheit sind Werte in diesem Land. Und diesen Werten wird dieser Ausstieg gerecht.

Das heißt nicht, dass die Kräfte des Marktes nicht mehr wirken. Kohlekraft muss sich dort weiter behaupten. Ein zügiger Ausbau der oft günstigeren Öko-Energien kann den Ausstieg beschleunigen - sie drängen Kraftwerke aus dem Markt. Das Gleiche gilt für strengere Klimaschutzauflagen in der EU, mit denen auch der CO₂-Preis stiege. Kaum vorstellbar, dass der letzte Kohleblock erst 2035 schlappmacht.

© SZ vom 25.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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