Kohleausstieg:Jeder Baum ein Symbol

Naturschützer kämpfen gegen die Rodung des Hambacher Forsts zwischen Köln und Aachen. Der Wald soll dem Braunkohletagebau des Energiekonzerns RWE weichen. Die Pläne werden auch zur Belastung für die Kohlekommission.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Diesen Mittwoch werden sie wieder über den Ausstieg aus der Kohle beraten, aber vorher haben sechs Mitglieder der Kommission "Wachstum, Strukturwandel, Beschäftigung" noch einen Ausflug ins Rheinland gemacht - um dort Patenschaften für bedrohte Bäume zu übernehmen. Am Montag fanden sich die sechs am Hambacher Forst ein, nahe der Tagebaukante. Der Stromkonzern RWE will den Wald zwischen Köln und Aachen roden, weil er einem Tagebau im Wege ist.

Doch absehbar werden die Rodungen zur Belastung der Kohlekommission, Umweltschützer wähnen eine Art zweites Gorleben. Denn die Arbeiten sollen noch im Oktober beginnen, also just in der Zeit, in der die Regierungskommission einen großen Konsens über die Zukunft der Tagebaue finden soll. Der BUND hatte bereits durchblicken lassen, im Fall der Fällung die Kommission zu verlassen. "RWE hat die Lunte für eine unnötige Eskalation entzündet", sagt Kai Niebert, Chef des Deutschen Naturschutzrings und ebenfalls Mitglied der Kommission. Der Konzern dürfe den Ergebnissen des Gremiums nicht vorgreifen.

Das hatte am Freitag auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) gefordert: Während der schwierigen Suche nach einem Konsens dürften "keine vollendeten Tatsachen" geschaffen werden. Am Montag erhielt sie prompt Antwort vom RWE-Konzernbetriebsrat. Die Umweltschützer wollten die Kommission "mit dem Thema Hambacher Forst" möglichst öffentlichkeitswirksam unter Druck setzen, heißt es darin. "Dabei war den Umweltverbänden vor Eintritt in die Kommission klar, dass RWE in diesem Herbst Rodungen vornehmen muss." Andernfalls gehe dem Tagebau "zeitnah" die Kohle aus. Ähnlich hatte vorige Woche RWE-Chef Rolf Martin Schmitz argumentiert, der an den Rodungen festhält. Erst am Wochenende war es zu gewaltsamen Protesten in dem Wald gekommen. Dabei waren drei Polizisten verletzt worden.

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