Kölner Silvesternacht:Laschet bittet um Entschuldigung

Vor fünf Jahren waren in Köln Hunderte Frauen sexuell angegriffen und beraubt worden. Aus 1210 Anzeigen folgten 36 Verurteilungen. Eine bittere Bilanz, findet Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident.

Von Jana Stegemann

Fünf Jahre nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen in Köln bittet Armin Laschet die Opfer um Entschuldigung. In seinem Gastbeitrag "Der Albtraum von Köln" für den Kölner Stadt-Anzeiger heißt es: "Niemand kann rückgängig machen, was geschehen ist. Aber wir können versprechen, unser Bestes zu geben, dass eine solche Nacht nie wieder passieren wird. Und wir können die Opfer um Verzeihung bitten, dass der Staat sie in jener Nacht nicht beschützt hat - egal, wer damals politisch Verantwortung trug."

In der Nacht vom 31. Dezember 2015 auf den 1. Januar 2016 kam es auf der Domplatte und im Hauptbahnhof massenhaft zu sexuellen Übergriffen auf Frauen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Köln stammte ein Großteil der Beschuldigten aus Algerien und Marokko. Die Kölner Silvesternacht machte weltweit Schlagzeilen. Laschet sprach von einem ernüchternden Ergebnis: "1210 Strafanzeigen. 661 Opfer sexueller Straftaten. 46 erhobene Anklagen. 36 Verurteilungen. Das ist die bittere Bilanz einer Nacht, die sich tief ins kollektive Gedächtnis unseres Landes eingebrannt hat."

Die betroffenen Frauen hätten einen Albtraum durchlebt, viele von ihnen litten bis heute unter den Folgen. "661 Frauen wurden in dieser Nacht vom Staat im Stich gelassen", schreibt der CDU-Politiker, der damals noch Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag war. Bis 2017 hatten in Nordrhein-Westfalen SPD und Grüne regiert, mit Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin.

4800 Polizistinnen und Polizisten werden im Dienst sein

Nach der Kölner Silvesternacht überarbeitete die nordrhein-westfälische Polizei grundlegend ihr Sicherheitskonzept für den Jahreswechsel. Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von "einschneidenden Veränderungen". Seit fünf Jahren zeigt die Polizei an Silvester deutliche Präsenz in der Millionenstadt.

In diesem Jahr werden noch mehr Einsatzkräfte - etwa 4800 Polizistinnen und Polizisten - auf den Straßen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes unterwegs sein als in den Vorjahren. Verdeckte Ermittler werden auch im Dienst sein, ebenfalls als Konsequenz aus 2015. "Für die Sicherheitsbehörden ist es ungeheuer schwer vorauszusagen, wie sich die Menschen verhalten werden", sagte Reul am Dienstag in Düsseldorf. Der Minister hat die drei vorherigen Silvesternächte an der Seite von Polizisten am Kölner Dom verbracht - da will er auch dieses Jahr wieder vorbeischauen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: