Köln:Moschee wird gebaut

Der Kölner Stadtrat hat mit einer Mehrheit von SPD, Grünen, FDP und Linken den Bau der umstrittenen Großmoschee durchgesetzt.

Johannes Nitschmann

Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) hat für seinen Kölner Multi-Kulti-Stadtteil Ehrenfeld eine Vision: Die dort geplante Großmoschee werde "so ein architektonisches Meisterwerk", prophezeit Wirges, "dass Reisebusse mit Touristen künftig nicht nur den Kölner Dom ansteuern, sondern auch das islamische Gotteshaus."

Köln: Die Computergrafik zeigt die Südostansicht der geplanten Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld

Die Computergrafik zeigt die Südostansicht der geplanten Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld

(Foto: Foto: ddp)

Seine Vision könnte Wirklichkeit werden: Am Donnerstagabend stimmte der Kölner Stadtrat mit der breiten Mehrheit von SPD, Grünen, FDP und Linken für den Bau der repräsentativen Moschee. Dagegen votierten die CDU und die vom Verfassungsschutz beobachtete Vereinigung Pro Köln. Auch CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma gab der Moschee seine Stimme und votierte damit gegen die eigene Partei.

Während die Rechtspopulisten auch nach der Abstimmung mit einer europaweiten Anti-Islamisierungs-Kampagne gegen den Moscheebau zu Felde ziehen wollen, stößt sich die CDU an der wuchtigen Architektur des millionenteuren Gebetshauses. Mit ihrer 35 Meter hohen Kuppel und zwei Minaretten, die 55 Meter in den Himmel ragen, wird die Moschee das Stadtbild in Köln-Ehrenfeld prägen.

Diese Dimensionen übersteigen für die Kölner CDU-Führung die Grenzen der Toleranz. "Wir wollen eine Moschee, aber nicht diese Moschee", sagt der Kölner CDU-Vorsitzende Jürgen Hollstein. CDU-Fraktionschef Karl Klipper sieht in diesem Moscheebau "weniger ein Integrationsprojekt", als vielmehr "eine Machtdemonstration" der Ditib.

Diese türkisch-islamische Organisation ist der Bauherr der Moschee, die auf einem alten Fabrikgelände entstehen soll. Inzwischen hat die Ditib Zugeständnisse gemacht und die um das Gebetshaus geplanten Ladenzeilen und Wohnflächen abgespeckt. Der Muezzin soll mit seinen Gebetsrufen nur im Innenhof der Moschee, nicht aber über Lautsprecher im ganzen Stadtviertel zu hören sein.

Dass er ein engagierter Befürworter der Moschee ist demonstrierte der Oberbürgermeister nun auch mit seinem Votum. "Machen wir uns nichts vor. Die Moschee kommt! Entweder mit oder gegen uns", hatte Schramma den Delegierten auf einem CDU-Parteitag zugerufen - und gellende Pfiffe geerntet.

Schramma hat sich nicht von seinem Kurs abbringen lassen. Die 120.000 Muslime in Köln hätten "ein verfassungsmäßiges und moralisches Recht" auf eine eigene Gebetsstätte. "Wir dürfen die nicht in Keller und Hinterhöfe abdrängen", sagt der Oberbürgermeister und hofft auf eine baldige Befriedung in der Domstadt. "Irgendwann" werde auch die Moschee "eingekölscht".

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