Köhler zur Lage im Irak:"Den Amerikanern ist die Macht zu Kopf gestiegen"

Angesichts der immer weiter eskalierenden Lage im Irak wird die Kritik an den Besatzern auch in der CDU lauter. Ihr Kandidat für das Bundespräsidentenamt, Horst Köhler, warf den USA vor, keine Strategie für die Nachkriegspolitik entwickelt zu haben. Er nannte ihr Verhalten "arrogant".

Köhler sagte laut Bild am Sonntag bei seiner Vorstellung vor den nordrhein-westfälischen Landtagsfraktionen von CDU und FDP, man könne durchaus den Eindruck gewinnen, dass "den Amerikanern die Macht zu Kopf gestiegen" sei. Dennoch dürfe man die Vereinigten Staaten in dieser schwierigen Lage nicht hängen lassen, es komme vielmehr darauf an, "die Führungsmacht nun positiv zu motivieren". Die Freundschaft zu den USA sei ein hohes Gut, und es gebe für Deutschland, "keinen Grund, mit Häme auf die Vereinigten Staaten zu blicken".

"100-prozentig richtig"

Wie die Zeitung unter Berufung auf mehrere Abgeordnete schreibt, wurde die Rede des früheren IWF-Chefs samt der kritischen Anmerkungen zur US-Politik bei CDU und FDP mit starkem Beifall bedacht. Der Bundesvorsitzende der christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und Düsseldorfer Landtagsabgeordnete Hermann-Josef Arentz sagte demnach:

"Was Horst Köhler zum Thema Irak gesagt hat, fand ich 100-prozentig richtig. Darüber lohnt es sich nachzudenken." Den FDP-Fraktionsvorsitzenden Ingo Wolf zitiert die Zeitung mit den Worten: "Herr Köhler ist sicher ein unbequemer Mahner. Seine Kritik an der Politik der USA im Irak empfand ich als sehr ausgewogen."

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Friedbert Pflüger, sagte, die USA hätten sich rechtzeitig um eine Nachkriegsordnung unter dem Dach der Vereinten Nationen bemühen müssen.

Er sagte den Lübecker Nachrichten, die Amerikaner und Briten müssten zusammen mit den irakischen Nachbarländern "einen konkreten Übergangsplan zu einer irakischen Regierung mit echter Souveränität ausarbeiten".

Ohne die Einbindung der Nachbarstaaten Iran, Jordanien, Kuwait, Saudi-Arabien, Syrien und Türkei werde es in der Region keine Stabilität geben. Deutschland könne mit seinen guten Beziehungen in der arabischen Welt, besonders zu Iran, bei diesen Bemühungen eine große Rolle spielen. "Ich habe mit großem Interesse registriert, dass die Bundesregierung immer wieder beteuert, sie habe kein Interesse an einem Scheitern der US-Politik im Irak", wird der Unionspolitiker zitiert.

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