Süddeutsche Zeitung

Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Union:Ausgleichende Gerechtigkeit

Die SPD hat der Union einiges voraus - zumindest, was ihre Ziele für die Koalitionsverhandlungen angeht. Und hat mit ihren Forderungen eine große Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Zehn Punkte bringen CDU und CSU kaum zusammen. Trotzdem wollten die Wähler Angela Merkel als Kanzlerin.

Ein Kommentar von Nico Fried

Es wäre interessant zu wissen, ob CDU und CSU eigentlich zehn Punkte zusammenbekämen, die ihnen in Koalitionsverhandlungen wirklich wichtig sind. Mal versuchen: Die Union möchte Investitionen in erstens Bildung, zweitens Forschung und drittens Infrastruktur. Was noch? Die Mütterrente. Und? Grübel, grübel, ach ja, die Maut. Zählen wir mal als halben Punkt. Macht viereinhalb. Moment! Weil es sich um Konservative handelt, muss man auch mitzählen, was bleiben soll: Keine Steuererhöhung, keine Änderung beim Betreuungsgeld, keine Bürgerversicherung, keine Euro-Bonds, keine Gleichstellung von Homosexuellen. Macht 9,5. Gerade so.

Die SPD hat nun locker zehn Ziele vorgelegt, die sie in den Koalitionsverhandlungen erreichen will. Zugegeben, da ist manches noch sehr vage, andererseits haben die Sozialdemokraten auch schon vieles weggelassen. Und manches von dem, was die Union gerne ändern möchte, findet die SPD ja auch gut, vor allem das, wofür Geld ausgegeben werden soll.

Alles in allem kann man also sagen, die Union hat zwar fast doppelt so viele Stimmen bekommen, die SPD hat dafür doppelt so viel vor - ausgleichende Gerechtigkeit. In Umfragen unterstützen große Mehrheiten viele Ziele der SPD. Trotzdem wollten die Wähler Angela Merkel als Kanzlerin. Ganz offensichtlich sind sie sich nur mit ihr sicher genug, dass es wirklich sozialdemokratisch zugeht.

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Quelle:
SZ vom 21.10.2013/mahu
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