Einigung beim Koalitionstreffen:Die Frauenquote kommt

Einigung beim Koalitionstreffen: Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat sich durchgesetzt: Die Frauenquote soll ohne Ausnahmen kommen

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat sich durchgesetzt: Die Frauenquote soll ohne Ausnahmen kommen

(Foto: AFP)
  • Die große Koalition hat ihren Streit um die Frauenquote beigelegt. Union und SPD einigen sich auf eine 30-Prozent-Quote für große Unternehmen ohne Ausnahmen.
  • Es bleibt auch bei den vorgesehenen Sanktionen gegen Unternehmen, die die Quote unterschreiten.
  • Weitere Beschlüsse des Ausschusses: Die Koalition will bürokratische Hürden für Start-Ups abbauen, die Klimaziele einhalten und mehr Geld für Flüchtlinge bereit stellen.

Koalition beendet den Streit um die Frauenquote

Die schwarz-rote Koalition hat ihren monatelangen Streit über die Frauenquote in großen Unternehmen beigelegt. Die Spitzen von Union und SPD einigten sich bei ihrem Treffen im Kanzleramt in Berlin auf eine 30-Prozent-Quote für etwa 100 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen ohne Ausnahmen. Das Gesetz soll von 2016 an gelten.

Sanktionen bleiben im Gesetz enthalten

Es bleibt demnach auch bei den von Frauenministerin Manuela Schwesig und ihrem Justizkollegen Heiko Maas (beide SPD) vorgesehenen Sanktionen gegen Unternehmen, die die Quote unterschreiten. Sollten die Firmen die Aufsichtsratsposten nicht ausreichend mit Frauen besetzen, bleiben diese Stühle künftig leer. Die Frauenquote gilt nach der schwarz-roten Koalitionsvereinbarung künftig auch für Unternehmen des öffentlichen Bereichs.

Gerungen wurde bis zuletzt vor allem um technische Details und Forderungen aus CSU und CDU nach Ausnahmen für Härtefälle unter den Unternehmen.

Querelen zwischen Kauder und Schwesig

Zuvor hatte ein "Heulsusen"-Streit das Koalitionsklima belastet. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) hatte Schwesig in ihrem Einsatz für die Frauenquote Weinerlichkeit vorgeworfen. "Die Frau Familienministerin soll nicht so weinerlich sein, sondern sie soll den Koalitionsvertrag umsetzen, dann ist alles in Ordnung", hatte er im ZDF-"Morgenmagazin" gesagt. CSU und CDU hatten seit Wochen vor zu viel Bürokratie für Unternehmen und Quoten durch die Hintertür für weitere Firmen gewarnt.

SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstellte Kauder wegen seines Vorwurfs indirekt ein Frauen-Problem: "Wenn Männer das als nervig empfinden, zeigt das eher, dass Männer ein Problem haben." Und SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte der Nordwest-Zeitung: "Ich finde, das war ein unsäglicher Macho-Spruch." Das zeuge von Überheblichkeit und "schlechter Kinderstube", meinte Fahimi.

Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel, CSU-Chef Horst Seehofer, Gabriel und die Fraktionschefs wollten bei ihrem Treffen knapp ein Jahr nach dem Start der großen Koalition daher ein Signal der Handlungsfähigkeit senden.

Weitere Beschlüsse des Koalitionsausschusses

  • Mehr Geld für Flüchtlinge: Die SPD will in den nächsten Wochen durchsetzen, dass der Bund Städten und Gemeinden mit bis zu einer Milliarde Euro bei der Unterbringung und den Gesundheits- sowie Bildungskosten für die nach Deutschland vor Krieg und Gewalt geflüchteten Menschen hilft. Nach dem Treffen wurde betont, man wolle die Länder substanziell unterstützen. Eine konkrete Summe wurde aber nicht genannt.
  • Weniger Bürokratie für Gründer: Die Koalition will die Wirtschaft stärker als bisher von Bürokratie entlasten. Dies gelte besonders für Start-ups und Unternehmensgründer, die in den ersten drei Jahren von Melde- und Informationspflichten befreit werden sollten. Zur Vermeidung neuer Bürokratie sollen generell Belastungen in gleichem Maße abgebaut werden, wie sie durch Regelungsvorhaben anderweitig neu entstehen. Das Kabinett will das noch in diesem Jahr auf den Weg bringen.
  • Klimaziele sollen eingehalten werden: Das Ziel von 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bis 2020 (im Vergleich zu 1990) soll eingehalten werden. Da es derzeit nur auf maximal 35 Prozent hinaus läuft, soll wie geplant am 3. Dezember ein Klimaschutzaktionsprogramm beschlossen werden. Es soll Einsparungen in allen Bereichen geben, von Landwirtschaft, Verkehr, im Bereich Energieeffizienz bis hin zu fossilen Kraftwerken. Gabriel will bei Kraftwerken jährlich 4,4 Millionen Tonnen CO2 einsparen.
  • Zehn Milliarden Euro für Investitionen: Erstmals seit 1969 soll es 2015 einen Haushalt ohne neue Schulden geben. Wie von Finanzminister Wolfgang Schäuble angekündigt, sollen dennoch 2016 bis 2018 zehn Milliarden Euro zusätzlich für Investitionen bereitstehen. "Über die Verwendung der Mittel wird im Zusammenhang mit der Aufstellung der Eckpunkte für den Haushalt 2016 entschieden", betonten die Koalitionsspitzen.
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