Sommerklausur der CSU:Bemerkenswertes Nicht-Treffen

Sommerklausur der CSU: Als harmonisches Duo präsentieren sich CDU-Chef Friedrich Merz, l., und der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Alexander Dobrindt.

Als harmonisches Duo präsentieren sich CDU-Chef Friedrich Merz, l., und der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Alexander Dobrindt.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

CDU-Chef Friedrich Merz besucht die CSU-Bundestagsabgeordneten in Bayern. Dabei fehlt Parteichef Markus Söder. Gehen sich die zwei starken Männer der Union aus dem Weg?

Von Andreas Glas, Bad Staffelstein

Es knirscht im Kies, als Alexander Dobrindt und sein Gast Friedrich Merz am Nachmittag ins Licht der Scheinwerfer marschieren. Im Gleichschritt, das fällt auf, auch die Wortwahl ist identisch. Das komme "reichlich spät", sagen beide über das neueste Maßnahmenpaket, mit dem die Bundesregierung das Land in der Gas-Krise rüsten will. Mehr könne man dazu nicht sagen, man müsse sich das Paket erst anschauen, auch das sagen beide. Man bekommt präsentiert: Zwei Männer, die harmonieren.

Dobrindt links, Merz rechts, so sieht es aus, das Bühnenbild am zweiten und letzten Tag der Sommerklausur der CSU-Bundestagsabgeordneten. Dass deren Anführer neben dem CDU-Fraktionschef steht, ist durchaus schlüssig. Trotzdem schwebt da eine Frage über Kloster Banz, diesem gewaltigen Barockbau in der oberfränkischen Provinz: Wo ist Markus Söder?

Die Antwort, verkürzt: Der CSU-Parteichef ist abgereist, schon am Mittwoch. Weil Söder im bayerischen Landtag zu tun hat, wo er als Ministerpräsident die Schlussworte vor der Sommerpause spricht, das ist die offizielle Lesart dieses Donnerstags. Alles abgesprochen, hat Söder tags zuvor versichert, kein Konflikt mit Merz. Der eine reist ab, bevor der andere anreist, ein wenig komisch ist das natürlich trotzdem, immerhin ist Merz nicht nur Fraktionschef, sondern auch Parteivorsitzender der CDU - und so oft kommt er mit Söder nun auch nicht zusammen. Man muss da nichts überinterpretieren, aber ins Bild passt es irgendwie schon, dieses Nicht-Treffen zwischen Merz und Söder in Banz.

Dass die politische Bühne zu klein sein könnte für die Egos der zwei Parteichefs, darüber wurde ja sehr früh sehr leidenschaftlich spekuliert. Und tatsächlich, gemeinsame Auftritte sind bisher selten geblieben, umso öfter betonen Merz und Söder ihre Kameradschaft. Das Zwischenfazit, ein halbes Jahr nachdem Friedrich Merz zum CDU-Chef gewählt wurde: Die zwei starken Männer der Union verhalten sich friedlich, solange sie sich nicht in die Quere kommen. Vielleicht liegt darin ja auch eine Erklärung, weshalb sich Söder und Merz die Bühne in Banz nicht teilen.

Söder brachte kürzlich Wüst und Günther als Kanzlerkandidaten ins Spiel - um Merz zu ärgern?

Eine Erklärung wohlgemerkt, nicht die einzige. Dass Söder und Merz mehr nebeneinander als miteinander existieren, hat schon auch mit der Landtagswahl zu tun, die im Herbst 2023 in Bayern stattfindet. Versemmelt die CSU die Wahl, muss Söder damit rechnen, dass seine Partei ihn fallen lässt. Er weiß, dass sich sein politisches Schicksal allein in Bayern entscheidet und eben nicht im Bund, wo die CSU obendrein keine Regierungspartei mehr ist. Statt ihr Profil auch in Berlin zu schärfen, profilieren sich Söder und die CSU seit Monaten gezielt gegen Berlin. Konkret gegen die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP, nicht gegen die Schwesterpartei. Aber als Mistreiterin für bayerische Interessen taugt die CDU eben auch nicht.

Um seine Partei in Bayern zu beflügeln, scheint Söder sogar einen gewissen Bedeutungsverlust im Bund in Kauf zu nehmen - und damit auch innerhalb der Union. Auf der anderen Seite sieht sich die CDU unter Merz gestärkt, vor allem durch die Wahlerfolge in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Und ein bisschen hat Söder sein Berliner Personal auch selbst geschwächt, indem er seinen bayerischen Ministerinnen und Ministern aufgetragen hat, sich gegen ihre Pendants im Bund in Szene zu setzen. Damit hat er die Oppositionsarbeit der CSU in Berlin ein Stück weit nach München ausgelagert - und die Landesgruppe nicht direkt motiviert.

"Profil mit Stil" hat Söder seiner Partei verordnet, so hat er das am Mittwoch formuliert, bei seinem Besuch in Banz. Wobei auffällt, dass die Ampelattacken von Söder und Dobrindt meist gröber ausfallen als die Angriffe aus der CDU. Nicht ganz so stilvoll fanden zudem einige, dass Söder kürzlich die CDU-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und Daniel Günther als Kanzlerkandidaten ins Spiel brachte. Vor allem CDU-Chef Merz dürfte das nicht gefallen haben. Alles in allem hält sich Söder aber mit Spitzen gegen die Schwesterpartei zurück. Seine "Sticheleien" im Bundestagswahlkampf haben der Popularität des CSU-Chefs massiv geschadet. Er ist klug genug, kein neues Stinkstiefel-Image zu produzieren.

Harmonisch präsentieren sich in Banz also Merz und Dobrindt. Zwei Stunden spricht Merz im Kloster mit den CSU-Abgeordneten, am Ende gibt es lauten Beifall, was Dobrindt betont. Merz spielt die Freundlichkeiten zurück, bis auf einen kurzen Moment. "So sollte es halt nicht sein, wie es damals war", sagt Merz über die Konflikte im Bundestagswahlkampf. So ganz vergessen kann er dann doch nicht.

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