„Letzte Generation“:Klimaaktivisten stören Betrieb an mehreren Flughäfen

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Der Nürnberger Flughafen musste seinen Flugbetrieb zeitweilig einstellen. (Foto: Daniel Vogl/DPA)

Aktivisten der „Letzten Generation“ legen den Flugbetrieb der Airports Berlin-Brandenburg, Nürnberg und Köln/Bonn zwischenzeitlich lahm. Inzwischen wird wieder geflogen.

Mit Protestaktionen haben Aktivisten der „Letzten Generation“ am Morgen den Betrieb an wichtigen deutschen Flughäfen gestört. Je zwei Aktivisten drangen Angaben der Organisation zufolge von fünf Uhr an in orangen Warnwesten auf die Flughäfen Berlin-Brandenburg (BER), Stuttgart, Nürnberg und Köln/Bonn ein. Inzwischen läuft der Flugverkehr wieder.

Nach Angaben der Brandenburger Landespolizei klebten sich zwei Personen auf dem Gelände des Flughafens Berlin-Brandenburg fest, woraufhin der Flugverkehr auf beiden Start- und Landebahnen eingestellt wurde. Gegen 6.30 Uhr seien die Personen im Alter von 21 und 22 Jahren im Umfeld der nördlichen und südlichen Start- und Landebahnen von der Polizei und der Flughafenfeuerwehr vom Asphalt gelöst und in Gewahrsam genommen worden. Kurz danach sei der Flugverkehr wieder aufgenommen worden. Eine Sprecherin der Bundespolizei erklärte, die Sicherheit des Flugverkehrs sei zu jeder Zeit gewährleistet gewesen.

Mitarbeiterin der Flughafensicherheit des BER und eine Bundespolizistin am Zaun des Flughafens. (Foto: Julius Schreiner/DPA)

In Stuttgart musste der Flugbetrieb trotz der Aktion nicht unterbrochen werden

Aufgrund des Polizeieinsatzes gegen zwei weitere Aktivisten wurde auch der Flugbetrieb am Flughafen Köln/Bonn zwischenzeitlich eingestellt. Unbefugte hätten sich „Zutritt zum luftseitigen Bereich des Flughafengeländes verschafft“, sagte ein Sprecher des Flughafens. Ein Sprecher der Bundespolizei teilte mit, zwei Menschen hätten sich auf einer Zufahrt zu einer Start- und Landebahn festgeklebt. Außerdem sei nach einer dritten Person gesucht worden, die sich möglicherweise ebenfalls auf dem Vorfeld befinde, sagte der Sprecher. Um 7.25 Uhr sei der Betrieb wieder angelaufen.

Auch auf das Rollfeld des Nürnberger Flughafens drangen zwei Klimaaktivisten vor. Dort wurde der Flugbetrieb nach Angaben von Polizei und Flughafen ebenfalls vorübergehend eingestellt. Die zwei Frauen hätten sich mit den Händen auf einem Rollweg festgeklebt, sagte ein Polizeisprecher der dpa. Sie seien von der Flughafenfeuerwehr gelöst worden und befänden sich derzeit bei der Polizei. Die kriminalpolizeilichen Maßnahmen laufen, sagte der Sprecher. Wegen der Aktion sei ein Flug annulliert worden, sechs Flüge hätten Verspätungen, ein Flug sei nach Prag umgeleitet worden, erklärte ein Flughafensprecher in Nürnberg.

Feuerwehrautos auf dem Vorfeld des Stuttgarter Flughafens. Der Flugbetrieb ging trotz der Klimaproteste hier weiter. (Foto: Marius Bulling/DPA)

Am Flughafen Stuttgart gelang es den Klimaaktivisten nicht, den Flugverkehr zu beeinträchtigen. Nach Angaben der Bundespolizei klebten sich zwei Aktivisten auf einer Zubringerstraße zur Start- und Landebahn fest.

Die Aktivisten betonen, ihr Widerstand sei friedlich

Die Aktivisten hatten den Angaben zufolge Löcher in Zäune um die vier betroffenen Flughafengelände geschnitten. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und Verstoßes gegen das Luftsicherheitsgesetz.

 Die „Letzte Generation“ teilte mit, die Aktivisten hätten „friedlich ihren Widerstand“ ausgedrückt, „indem sie Banner mit der Aufschrift ‚Oil kills‘ (Öl tötet) und ‚Sign the treaty ‘ (Unterschreibt den Vertrag) zur Schau stellten“. Die Start- und Landebahnen selbst seien dabei nicht betreten worden.

Die Organisation fordert radikalen Klimaschutz, darunter den völligen Verzicht auf Kohle, Öl und Gas, und den Abschluss eines entsprechenden internationalen Vertrags. Seit Anfang 2022 organisierte die Gruppe Straßenblockaden, bei denen sich die Teilnehmer festklebten. Zwischenzeitlich hatte sie aber angekündigt, ihre Strategie zu ändern und künftig auf das Festkleben zu verzichten. Inzwischen gab es mehrfach Störaktionen auf Flughäfen, Ende Juli etwa an Deutschlands größtem Airport in Frankfurt am Main.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser verurteilte die Blockaden. „Diese kriminellen Aktionen sind gefährlich und dumm“, schrieb die SPD-Politikerin auf der Plattform X. „Die Chaoten riskieren nicht nur ihr eigenes Leben, sondern gefährden auch andere.“ Über eine vom Kabinett im Juli beschlossene geplante Gesetzesverschärfung schreibt sie: „Wir haben empfindliche Freiheitsstrafen vorgeschlagen. Und wir verpflichten die Flughäfen, ihre Anlagen deutlich besser zu sichern.“

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