Zum Start der UN-Klimakonferenz hat UN-Generalsekretär António Guterres die Staaten eindringlich aufgefordert, im Kampf gegen die Klimakrise Tempo zu machen. "Wenn wir nicht schnell unseren Lebensstil ändern, gefährden wir das Leben an sich", sagte Guterres in Madrid zur Eröffnung der zweiwöchigen Konferenz. "Die Entscheidungen, die wir hier treffen, werden letztlich darüber bestimmen, ob wir einen Weg der Hoffnung gehen oder einen Weg der Kapitulation."
Die Wissenschaft zeige, dass die Erderwärmung und ihre dramatischen Folgen schneller voranschritten als erwartet. Millionen junge Menschen weltweit verlangten entschlossene Maßnahmen im Kampf gegen den Klimanotfall. "Wir müssen endlich zeigen, dass wir es ernst meinen damit, den Krieg gegen die Natur zu beenden." Vor allem die Länder mit dem größten Treibhausgas-Ausstoß müssten mehr tun. Was ihn vor allem frustriere, sei das "langsame Tempo des Wandels, vor allem, weil wir die Technologien und Werkzeuge, die wir brauchen, schon haben". Er beklagte, dass der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase trotz gegenteiliger Versprechen während der vergangenen zehn Jahre jährlich im Schnitt um 1,5 Prozent gestiegen sei.
Die neue EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kündigte verstärkte Anstrengungen Europas im Kampf gegen die Erderhitzung an. Wenn die Europäische Union wie angestrebt bis 2050 klimaneutral werden wolle, müsse jetzt gehandelt werden, sagte die Politikerin bei einer Gesprächsrunde mit mehreren Staats- und Regierungschefs. "Wir sind bereit, unseren Beitrag zu leisten."
Von der Leyen kündigte an, im März erstmals ein EU-Umweltgesetz vorzulegen. Damit solle der Handel mit Verschmutzungsrechten auf alle Sektoren ausgeweitet werden. Zurzeit sind nur die Energiewirtschaft und energieintensive Industriebetriebe erfasst. "CO₂ muss einen Preis bekommen", sagte sie zur Begründung. In zehn Tagen wird Europa nach den Worten der Kommissionschefin überdies seinen neuen "Green Deal" präsentieren, eine neue Wachstumsstrategie. Nötig seien massive Investitionen, konkret etwa eine Billion Euro über die kommenden zehn Jahre. Wem das viel vorkomme, der solle bedenken, dass Nichtstun noch viel teurer zu stehen komme.
Die 25. UN-Klimakonferenz steht unter dem Motto "Zeit zu handeln". Zu Beginn übergab der Präsident des letztjährigen Treffens im polnischen Kattowitz, Michał Kurtyka, den Vorsitz offiziell an die chilenische Regierung. Die chilenische Umweltministerin Carolina Schmidt hat den Vorsitz inne - die Gespräche sollten ursprünglich in Chile stattfinden. Wegen der regierungskritischen Unruhen dort sprang Spanien als Gastgeber ein.
Für EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen ist das Klima ein Kernanliegen
Während des Gipfels debattieren Delegationen aus 196 Nationen sowie internationale Organisationen über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015. Ziel dieser Vereinbarung ist, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad zu begrenzen. Um das zu erreichen, sollen die Gipfelteilnehmer in Madrid dazu bewegt werden, im kommenden Jahr ambitioniertere Klimaschutzpläne vorzulegen als bislang geschehen.
Neben UN-Chef Guterres spricht am Montag auch die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie hat den Klimaschutz zu einem der Kernanliegen ihrer Präsidentschaft gemacht. Vor dem Europäischen Parlament mahnte die Deutsche in der vergangenen Woche zu schnellem Handeln: "Wir dürfen im Kampf gegen den Klimawandel keine Sekunde verschwenden. Je schneller sich Europa bewegt, desto größer werden die Vorteile für unsere Bürger, unsere Wettbewerbsfähigkeit und unseren Wohlstand sein".
Vorerst nicht anwesend in Madrid ist "Fridays for Future"-Ikone Greta Thunberg. Sie wird voraussichtlich Ende der Woche in der spanischen Hauptstadt eintreffen. Thunberg befindet sich derzeit noch auf einem Katamaran im Atlantik, der sie klimaneutral aus den Vereinigten Staaten zurück nach Europa bringen soll. Am Freitag will die 16-Jährige in Madrid an einem großen Klima-Marsch teilnehmen.