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Klimakonferenz COP26:Kohleausstieg hält sich in neuem Entwurf für Abschlusserklärung

Noch haben die Staaten bei ihrem Treffen in Glasgow keine gemeinsame Linie gefunden. Bis zum Nachmittag soll es nun eine Einigung geben.

Verlängerung bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow: Frühestens an diesem Samstagabend ist mit einem Abschluss zu rechnen. Dies teilte die Beraterin der britischen COP-Präsidentschaft, Camilla Born, auf Twitter mit. Stundenlange Debatten über ein weltweites Stoppsignal für die Kohle und über mehr Hilfszahlungen an arme Länder hatten den Abschluss des Gipfels ausgebremst.

Eigentlich sollte die Konferenz am Freitagabend zu Ende gehen. Am Samstagmorgen veröffentlichte der britische Vorsitz des Gipfels in Glasgow einen neuen Entwurf für die Abschlusserklärung. Trotz Widerstands mehrerer Staaten findet sich auch in diesem Dokument erstmals seit 25 Jahren die Forderung, weltweit aus der Kohle auszusteigen und zumindest "ineffiziente" Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen. Der Chef von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, sagte der Deutschen Presseagentur, die Formulierung sei "absolutes Neuland" und daher unbedingt zu begrüßen.

Das Plenum der etwa 200 Staaten will nun darüber beraten. Geplant ist, dass am Nachmittag abschließend abgestimmt wird. Eine weitere Verlängerung ist aber möglich.

Umweltverbände hatten zuletzt vor Verwässerungen im geplanten Abschlussdokument in letzter Minute gewarnt, forderten mehr Einsatz der Bundesregierung und mahnten, die COP26 dürfe keine "Luftnummer" werden. Am Freitagabend hatten sich inmitten der stockenden Verhandlungen die Regierungschefs von Großbritannien und Italien, Boris Johnson und Mario Draghi, zu Wort gemeldet. Beide erklärten nach einem Telefonat, es müsse Fortschritte geben bei den bislang unzureichenden Zusagen der Staaten, ihren Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu drosseln. Sie wollten helfen, der COP26 "in diesen kritischen letzten Stunden" zu einem positiven Abschluss zu verhelfen.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte sich zuletzt vorsichtig optimistisch geäußert. Es lägen bereits gute Fortschritte auf dem Tisch, sagte die SPD-Politikerin. Zum ersten Mal in der Geschichte der Weltklimakonferenzen bestehe die Chance, den Kohleausstieg in einem Abschlusstext zu erwähnen. Das sei ein "Paradigmenwechsel".

Alle Klimakonferenzen der vergangenen Jahre wurden ins Wochenende verlängert. Am Ende des Mammutreffens, an dem etwa 40 000 Menschen teilnehmen, müssen die knapp 200 Staaten den Abschlusstext einstimmig beschließen.

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