Klimagipfel:UN-Klimakonferenz klärt Streitfragen

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Hut ab: Frank Bainimarama, Premierminister der Fidschis, bei der Klimakonferenz in Bonn. (Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)
  • Die Weltgemeinschaft hat bei der UN-Klimakonferenz in Bonn Forschritte bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens erzielt.
  • Die 197 Vertragsparteien verständigten sich auf die Einrichtung eines sogenannten Talanoa-Dialogs, mit dem die Staaten künftig Soll und Haben in der Klimapolitik abgleichen sollen.
  • Festlegungen trafen die Staaten auch mit Blick auf den Anpassungsfonds. Er unterstützt Entwicklungsländer dabei, Folgen des Klimawandels abzuwehren.

Von Michael Bauchmüller, Bonn

Die Weltgemeinschaft hat erste Weichen gestellt, damit das Pariser Klimaabkommen von 2020 an voll wirken kann. In den frühen Morgenstunden des Samstags verständigten sich die 197 Vertragsparteien auf die Einrichtung eines sogenannten Talanoa-Dialogs, mit dem die Staaten künftig Soll und Haben in der Klimapolitik abgleichen sollen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sprach von "großen Fortschritten". Auch habe der angekündigte Rückzug der USA aus dem Abkommen bisher keine Folgen gezeigt. "Von Bonn geht das starke Signal aus, dass die Welt zusammensteht und sich nicht aufhalten lässt", sagte sie.

Zwei Wochen lang hatten die Delegierten über die künftige Klimapolitik verhandelt, vor allem über die Regeln des Pariser Abkommens. Denn bisher stehen nur die groben Eckpunkte: Demnach wollen die Staaten die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad Celsius begrenzen, nach Möglichkeit sogar auf 1,5 Grad. Dazu soll jeder Staat seinen eigenen Plan aufstellen, wie er von den Treibhausgasen mittel- und langfristig wegkommt. Doch wie das im Einzelnen funktioniert, das blieb bisher offen. Der Talanoa-Dialog ist nun eine erste Antwort. Im nächsten Jahr sollen die Staaten erstmals darüber diskutieren, ob und wie stark sie beim Klimaschutz noch nachlegen müssen. Wenn dies den Druck auf die Politik erhöhe, "könnte 2018 ein Wendepunkt werden", sagte Jan Kowalzig, Klimaexperte bei Oxfam.

Der Klimagipfel fand zwar in Bonn statt, offizieller Gastgeber waren aber die Fidschi-Inseln. Sie haben auch die Talanoa-Tradition mitgebracht, eine Art offenes Forum, das respektvollen Umgang miteinander garantieren soll. Unter den Ergebnissen der Klimakonferenz ist die Talanoa noch das konkreteste, denn ein Großteil der Arbeit bleibt einstweilen unvollendet.

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Der große Durchbruch bleibt bei der Weltklimakonferenz in Bonn aus. Dennoch haben die Delegierten aus 195 Staaten etwas erreicht, Klimaschützer zeigen sich zufrieden mit den Ergebnissen.

von Michael Bauchmüller

Das Abkommen funktioniert nur, wenn alle sich daran halten

So erstellten die Staaten erste Verhandlungstexte, auf deren Grundlage das Regelwerk des Pariser Abkommens entstehen soll. Schließlich funktioniert das Abkommen nur, wenn alle sich daran halten. Dazu aber müssen sich die verschiedenen Klima-Beiträge der einzelnen Staaten vergleichen lassen, es braucht Transparenz und Kontrolle. Diese Regeln entscheiden letztlich über den Erfolg des Abkommens. Ähnliches gilt für die nächsten Schritte: Denn die Ziele der Staaten müssen regelmäßig neu gefasst und, wenn sie nicht reichen, nachgeschärft werden. Wie so etwas funktionieren kann, darüber soll der Talanoa-Dialog erste Aufschlüsse geben. Das Regelwerk soll bei der nächsten Klimakonferenz verabschiedet werden, die Ende 2018 im polnischen Kattowitz stattfindet.

Festlegungen trafen die Staaten auch mit Blick auf den Anpassungsfonds. Er unterstützt Entwicklungsländer dabei, Folgen des Klimawandels abzuwehren, stand aber bisher neben dem Paris-Abkommen. Der Fonds, der als sehr effizient gilt, soll nun unter das Dach des neuen Vertrags kommen. Dagegen verschoben die Staaten die unangenehme Frage, ob Industriestaaten auch für konkrete Schäden durch den Klimawandel aufkommen müssen, in eine Expertenrunde. Entwicklungsländer fordern das schon länger, etwa bei Dürren, Stürmen oder klimabedingten Missernten. Industriestaaten befürchten, dass daraus ein teurer Automatismus entsteht. Stattdessen engagiert sich Deutschland bei Versicherungen, mit denen sich Landwirte oder auch Staaten gegen Klimaschäden absichern können.

Trotz der wenig konkreten Ergebnisse äußerten sich Umweltschützer zufrieden. "In Bonn ging es um das Kleingedruckte für Paris - und viel Kleingedrucktes hat die Konferenz produziert", sagte Michael Schäfer, der für die Umweltstiftung WWF den Gipfel verfolgte. "Aber wir sind längst nicht am Ziel."

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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