Klimagipfel Kopenhagen:Merkel und der Klimazipfel

Drei Minuten redete die Kanzlerin in Kopenhagen und wiederholte Floskeln aus dem Bundestag. Doch ihre Stimme hat sowieso Gewicht. Und außerdem spricht sie für den verletzten Berlusconi.

Es war ein kurzer Auftritt der Bundeskanzlerin in Kopenhagen. Ein sehr kurzer. Knapp drei Minuten hat ihre Rede vor dem Plenum auf der Klimakonferenz gedauert. Gerade einmal genug Zeit, um die wichtigsten Botschaften unter die Delegierten aus fast 190 Nationen zu bringen.

Merkel, Klimagipfel kopenhagen, AFP

Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihrer Rede in Kopenhagen.

(Foto: Foto: AFP)

"Wir müssen zusammenstehen, wir müssen zusammen handeln", betont Angela Merkel und ruft die Staats- und Regierungschef zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf. "Wir haben eine gemeinsame Verantwortung", sagt sie. Dies müsse der Welt gezeigt werden. Jeder müsse ein bisschen mehr geben, damit ein neues Abkommen möglich werde. "Die EU ist bereit und willens, die Arme zu öffnen."

Merkel bekräftigte die Hauptziele des neuen Klimaschutzabkommens aus deutscher Sicht: Der Anstieg der Temperatur soll auf höchstens zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Die europäische Staatengemeinschaft hat angekündigt, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 20 Prozent zu senken. Sollten die anderen Länder mitmachen, so Merkel, wäre die EU bereit, diese Ziele auf 30 Prozent anzuheben.

In den kommenden 24 Stunden müsse man so weit mit einer politischen Vereinbarung zum Klimaschutz vorankommen, dass man der Öffentlichkeit gegenübertreten könne. Alle juristischen Details werde man freilich nicht ausarbeiten können.

Alles Appelle, Aufrufe, Mahnungen, die Merkel am Vormittag schon in ihrer Regierungserklärung im Bundestag geäußert hatte. Dort gab sie sich hoffnungsvoll, dass der Gipfel in Kopenhagen trotz aller Schwierigkeiten der letzten Tage dennoch ein Erfolg werden könnte. Denn sollte der Klimagipfel hinter den Erwartungen zurückbleiben oder gar scheitern, "riskieren wir dramatische Schäden", sagt sie. "Keiner wird verschont sein."

Merkel hat an diesen Tagen jedoch nicht nur die Aufgabe, die Regierungschefs vom Erfolg der Konferenz zu überzeugen und ihren Einfluss als Kanzlerin geltend zu machen. Sie hat auch die Aufgabe, die Interessen des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi zu vertreten - zumindest, was die Gespräche der Europäer am Rande der Mammutkonferenz angeht.

Das war der Wunsch des 73-Jährigen, heißt es aus der italienischen Delegation. Und Merkel habe Berlusconi diese Bitte auch nicht ausgeschlagen. Italiens Ministerpräsident erholt sich noch von einer Wurfattacke mit einem Mini-Dom, bei der er am Sonntag blutüberströmt zusammengebrochen war.

Merkel ist an diesem Nachmittag in der dänischen Hauptstadt nur eine von 119 Rednern. Während sich die Verhandler in ihre Arbeitsgruppen zurückgezogen haben, folgt im Plenum ein Statement dem anderen - voraussichtlich noch bis weit nach Mitternacht.

Merkel will mit Wen Jiabao reden

Womöglich wird das für Donnerstagabend geplante Essen von knapp 120 Staats- und Regierungschefs mit Dänemarks Königin Margrethe II. beim Kopenhagener Klimagipfel abgesagt. Wie die Zeitung Jyllands-Posten unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, soll das Galaessen auf Schloss Christiansborg gestrichen werden, wenn die "Verhandlungslage dies erfordere" und Spitzenpolitiker Zeit für weitere Klima-Verhandlungen benötigen sollten.

Unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel, die US-Außenministerin Hillary Clinton und der britische Premierminister Gordon Brown führen in Dänemarks Hauptstadt Sondierungsgespräche, damit es bis Freitag zu einer Einigung vor allem mit den großen Schwellenländern China, Indien, Brasilien und Südafrika kommt. Merkel wollte sich möglicherweise auch zu einem bilateralen Gespräch mit Chinas Regierungschef Wen Jiabao treffen.

Im Video: Mit einer kämpferischen Rede auf dem Klimagipfel in Kopenhagen hat Bundeskanzlerin Merkel die Weltgemeinschaft zum Handeln aufgefordert.

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