Berlin:Aktivisten zünden Rauchfackeln am Adlon und beschmieren Gebäude

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Aktivisten der Gruppe "Extinction Rebellion" haben am Berliner Hotel Adlon Rauchfackeln gezündet. (Foto: Christoph Soeder/dpa)

Die Gruppen "Extinction Rebellion" und "Letzte Generation" protestieren in der Hauptstadt. Nach Angaben der Innensenatorin gibt es mehr als 60 Festnahmen.

Klimaaktivisten haben von einem Balkon des Hotel Adlon am Brandenburger Tor in Berlin ein großes Transparent mit einem Dinosaurierkopf entrollt und Rauchfackeln gezündet. Die Gruppe "Extinction Rebellion" teilte mit, man habe auf die soziale Ungleichheit in Verbindung mit Klima- und Biodiversitätskrise aufmerksam machen wollen. Das Hotel bestätigte, dass die Aktivisten ganz regulär ein Zimmer gebucht hätten. Der Betrieb im Hotel sei nicht gestört worden. Nach Angaben der Polizei wurden bei vier Menschen die Personalien aufgenommen.

Außerdem beschmierten Aktivisten von "Extinction Rebellion" und der Gruppe "Letzte Generation" mit einer öl-ähnlichen Flüssigkeit mehrere Gebäude in Berlin - darunter die FDP-Bundeszentrale sowie Standorte der Unternehmen Coca-Cola und Bayer. "Extinction Rebellion" sprach von 25 Firmensitzen, Verbands- und Parteizentralen.

Ein Aktivist kippt aus einem Eimer schwarze Farbe auf die Eingangstüren und den Eingangsbereich der FDP-Bundeszentrale in Berlin. (Foto: IMAGO/JONAS GEHRING/IMAGO/aal.photo)

Aus Eimern kippten die Aktivisten die schwarze Farbe auf die Eingangstüren und den Eingangsbereich der FDP-Zentrale in der Reinhardtstraße. Anschließend klebten sie mehrere Plakate an: "FDP: Profis im Blockieren, Kleben am Verbrenner", stand unter anderem darauf.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollten "die Umweltzerstörung durch multinationale Unternehmen und das derzeitige Wirtschaftssystem anprangern", erklärte "Extinction Rebellion". Das verwendete Kunst-Öl sei mit Wasser abwaschbar.

Mehr als 60 Festnahmen

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kritisierte die Farbaktion. Protest im Rahmen von Meinungs- und Versammlungsfreiheit werde gestützt und geschützt. "Blinde Schädigungswut, Nötigungen, Gefährdungen anderer verlassen aber diesen Rahmen, den wir uns als Gesellschaft gegeben haben." Dem stelle sich der Rechtsstaat entgegen. Das zeige sich in den mehr als 60 Festnahmen vom Donnerstag, erklärte Spranger.

Laut Polizei zogen auch etwa 120 Menschen in einer angemeldeten Demonstration durch die Innenstadt. Ein Polizeisprecher sagte, es werde überprüft, ob ein angemeldetes Camp von "Extinction Rebellion" im Invalidenpark in Berlin-Mitte Ausgangspunkt von Straftaten sei. Nach seinen Worten waren etwa 250 Polizisten im Einsatz.

Weitere Aktionen geplant

Bereits vor etwa einem Monat hatten Mitglieder der "Letzten Generation" eine ebenfalls öl-ähnliche Flüssigkeit auf das Grundgesetz-Denkmal in der Nähe des Reichstags in Berlin gekippt und damit bundesweit Kritik und Empörung ausgelöst. Das Denkmal konnte schnell gereinigt werden und wurde nicht beschädigt.

Zuletzt hatte sich auch die Bewegung "Fridays for Future" von dem Vorgehen der "Letzten Generation" distanziert. "Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen, und die finden und erstreiten wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen", sagte Sprecherin Annika Rittmann.

"Extinction Rebellion" hat bis Sonntag weitere Aktionen und Demonstrationen angekündigt. Die "Letzte Generation" plant ab kommender Woche nach eigenen Angaben massive Störungen in Berlin.

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