Petersberger Klimadialog:Gastgeber nur mäßig beeindruckt von eigener Veranstaltung

Petersberger Klimadialog: Bundeskanzler Olaf Scholz, Außenministerin Annalena Baerbock und Sultan al Jaber (links) beim Petersberger Klimadialog im Auswärtigen Amt.

Bundeskanzler Olaf Scholz, Außenministerin Annalena Baerbock und Sultan al Jaber (links) beim Petersberger Klimadialog im Auswärtigen Amt.

(Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler/IMAGO/Bernd Elmenthaler)

In Berlin wollten Diplomaten aus aller Welt den nächsten Klimagipfel vorbereiten. Stattdessen erkannten sie, wie konfliktreich das Spitzentreffen werden könnte.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Die Pressekonferenz mit Sultan Ahmed al Jaber hatte der Bundeskanzler natürlich nicht besucht, sonst hätte er vielleicht etwas anders gesprochen. Stattdessen lobte er die Vereinigten Arabischen Emirate in den höchsten Tönen, jenen Gastgeber der nächsten großen Klimakonferenz, für den der Minister al Jaber derzeit durch die Welt tingelt. "Gerade weil der Erfolg der Vereinigten Arabischen Emirate auf fossiler Energie beruhte", befand der Kanzler, "ist ihre Hinwendung zu erneuerbaren Energien umso beeindruckender." Dabei hatte al Jaber eben erst klargemacht, dass er erneuerbare Energien zwar auch ganz toll findet - sich aber deswegen noch lange nicht von fossiler Energie abwenden will.

Scholz sprach zum Abschluss des Petersberger Klimadialogs, den die Bundesrepublik einmal jährlich ausrichtet. Doch in diesem Jahr sind auch die Gastgeber nur mäßig begeistert von der eigenen Veranstaltung. Denn anstatt die Interessen von Industriestaaten und Entwicklungsländern, von Verursachern und Leidtragenden auszuloten, tut sich nun ein Graben auf: Wie weiter mit fossiler Energie?

Seit Jahren ringt die Staatengemeinschaft um eine gemeinsame Haltung zum sogenannten "phase out", zum Ausstieg aus fossilen Energien. Beim Gipfel in Glasgow war sie fast so weit, ihn zumindest für die Kohle zu besiegeln - bis China und Indien aus dem Ausstieg eine Drosselung machten. Al Jaber, der designierte Präsident der nächsten Klimakonferenz (COP 28) in Dubai, hat nun eine ganz eigene Sprache dafür entwickelt. Er verlangt den "Ausstieg aus fossilen Emissionen".

Technologien, die dem Klima schaden, könnten eine Zukunft bekommen

Energien oder Emissionen - was nach einem kleinen Wort klingt, ist in Wahrheit eine riesige Hintertür. Denn al Jaber, der in großen Worten die Bedeutung raschen Handelns und "wahren Wandels" beschwört, zielt damit auf Technologien, um fossile Energien rein rechnerisch ihrer Emissionen zu entledigen. Das geht zum Beispiel, indem man an anderer Stelle Kohlendioxid auffängt und unterirdisch speichert. Carbon Capture and Storage, kurz CCS, heißt die Methode. Auch Erdgas lässt sich auf diese Weise um das CO₂ erleichtern.

Den Europäern ist das suspekt, sie fürchten einen Missbrauch der neuen Möglichkeiten. Letztlich könnten so Technologien, die ihrer Klimaschäden wegen eigentlich verschwinden sollen, eine scheinbare Zukunft bekommen. "Das ist der große Konflikt, der sich hier anbahnt", sagt Christoph Bals, Kopf der Entwicklungsorganisation Germanwatch. Entscheidend sei nun, ob die Europäer eine breite Allianz zusammenbekämen, um die Umdeutung des Ausstiegs zu verhindern.

Am Vortag schon hatte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) für ein neues Ziel der Staatengemeinschaft geworben, nämlich eines für erneuerbare Energien. "Unser Anspruch für die COP in Dubai muss es sein, das Ende für die fossilen Energien einzuläuten", sagte sie im Beisein al Jabers - der zufälligerweise auch Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc ist. Und auch der Kanzler lobte die günstigen erneuerbaren Energien über den grünen Klee. "Ich bin zuversichtlicher denn je, dass die Bewegung zu erneuerbaren Energien anhält und sich verstärkt", sagte Scholz. Der Wandel sei möglich - wenn man ihn wolle.

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