Sie nennen sich "Die Violetten", "Partei der Vernunft", "Partei Bibeltreuer Christen" oder auch "NEIN!-Idee". Und sie werden auch bei dieser Bundestagswahl Ergebnisse einfahren, die so mikroskopisch klein sind, dass viele sich wundern, warum sich die Mitglieder dieser Kleinstparteien die Mühe eines Wahlkampfs machen.
Wenn es wirklich gut für sie läuft, gewinnen diese Splitterparteien vielleicht mal ein halbes Prozent der Zweitstimmen; die meisten müssen sich jedoch mit 0,1 Prozent begnügen - oder noch weniger. Die Fünf-Prozent-Hürde ist unerreichbar - von Ausreißern, wie es 2013 Umfragen zufolge die Alternative für Deutschland (AfD) darstellen könnte, mal abgesehen. Von den 34 zugelassenen Parteien gelten dem Wahlausschuss des Bundestags zufolge neun als "etablierte Parteien", darunter die Piratenpartei, die rechtsradikale NPD und die Freien Wähler. Die übrigen gelten als "nicht-etabliert".
Aber was sind das für Gruppierungen, die sich ungeachtet ihres zu erwartenden Misserfolgs den Wählern präsentieren? Stehen dahinter nur Sonderlinge, Radikale und religiöse Fundamentalisten oder doch politisch ernstzunehmende Menschen? Die 25 Kleinstparteien lassen sich in vier große Gruppen einteilen.
Special-Interest-Parteien
Ihre Anliegen erscheinen den Wählern großer Parteien nicht unbedingt falsch, und doch können die "Rentner-Partei", das auf Migranten zielende "Bündnis für Innovation & Gerechtigkeit" (BIG) oder "Die Frauen" nur wenige überzeugen. Ihre Anliegen scheinen zu partikular und zudem auch Teil der Wahlprogramme etablierter Parteien zu sein. Gerne betont deshalb zum Beispiel die "Familien-Partei", dass sie mit ihren Forderungen nach einem Drei-Generationen-Vertrag oder einem Wahlrecht von Geburt an keineswegs nur ein spezifisches Politikfeld beackert, sondern ein gesamtgesellschaftlich bedeutendes Themenfeld. Von den Mini-Parteien ist sie eine der größten: 0,3 Prozent setzten 2009 hier ihr Kreuz.
Auch die "Tierschutzpartei" stellt sich breit auf: Im aktuellen Wahlwerbespot stellt sie der Geißelung von Massentierhaltung oder Tierversuchen Hinweise auf eine zunehmende Verarmung der Bevölkerung und die Vernachlässigung des Umweltschutzes voran. Zuletzt erhielt sie 0,5 Prozent der Wählerstimmen - und damit genau so viel, um in den Genuss staatlicher Parteienfinanzierung zu kommen.
Weltanschaulich fundierte Parteien
Ein paar Parteien leiten ihr Programm vor allem von ihren religiös-spirituellen Grundüberzeugungen ab. Die national-konservative "Christliche Mitte" (CM) fordert "ein Deutschland nach Gottes Geboten" und setzt sich deshalb beispielsweise gegen die "Vermarktung der Sonn- und Feiertage" oder eine "Islamisierung Deutschlands" ein, wie es im Wahlprogramm heißt. Bei der "Partei Bibeltreuer Christen", die einem evangelisch-freikirchlichen Umfeld entstammt, ist der Name Programm. Konkrete Forderungen werden aus Bibelstellen abgeleitet, so zum Beispiel die Ablehnung des Adoptionsrechts durch homosexuelle Paare im aktuellen Werbespot. Esoterisch wird es hingegen bei den "Violetten", die mit mehr Spiritualität sogar Menschheitsprobleme lösen wollen. Neben einem "höher entwickelten Bewusstsein" als "Faktor der Friedenssicherung" fordern sie in ihrem Programm zum Beispiel die Gleichwertigkeit von Schul- und alternativer Medizin.
Rechte Splitterparteien
Neben der NPD, die zu den "etablierten Parteien" zählt, gibt es am rechten Rand mehrere Splitterparteien. Hier finden sich die rechtskonservativen "Republikaner", die nach früheren Wahlerfolgen (allerdings nie auf Bundesebene) vor allem aufgrund interner Querelen in die Bedeutungslosigkeit versanken. Aber auch Parteien mit deutlich rechtsextremer Ausrichtung. Die 2012 gegründete "Die Rechte", eine Art Nachfolgepartei der aufgelösten DVU, speist sich in ihrem Parteiprogramm "aus völkischen und geschichtsrevisionistischen Versatzstücken", wie die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt. "Die Rechte" wird ebenso wie die rechtsextreme und islamfeindliche Partei "Pro Deutschland" vom Verfassungsschutz beobachtet.