Süddeutsche Zeitung

Klar-Anwalt im Interview:"Talkshow-Auftritte wären absurd"

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Klars Anwalt Heinz-Jürgen Schneider erklärt das Leben seines Mandanten nach der Haft zur Privatsache - und verspricht, Klar werde keine Interviews geben.

Th. Denkler

Heinz-Jürgen Schneider ist Strafverteidiger in Hamburg. Er vertritt den an diesem Freitag entlassenen Ex-RAF-Terroristen Christian Klar seit über acht Jahren.

sueddeutsche.de: Herr Schneider, Ihr Mandant Christan Klar ist freigelassen worden. Was macht er heute, was ist sein Plan nach 26 Jahren Haft?

Hein-Jürgen Schneider: Die Freilassung war heute am frühen Vormittag. Er wurde am Gefängnis abgeholt. Was er aber heute macht, ist eine - nach 26 Jahren Haft - sehr private Angelegenheit, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.

sueddeutsche.de: Es gab eine große Debatte darum, dass Klar in nächster Zeit durch die Talkshows tingeln könnte. Einige Fernsehsender haben bekräftigt, ihm keine Bühne geben zu wollen. Wäre er überhaupt bereit dazu?

Schneider: Er hat mich heute noch mal ausdrücklich autorisiert, zu sagen, dass er auf gar keinen Fall vorhat, in Talkshows aufzutreten und das auch nie geplant hatte. Das ist eigentlich auch eine absurde Vorstellung. Er will auch ansonsten von sich aus nicht die Öffentlichkeit suchen und Interviews geben. Das ist eigentlich auch verständlich. Herr Klar strebt jetzt eine Normalisierung seines Lebens an.

sueddeutsche.de: Es wird ihm vorgeworfen, keinerlei Reue gezeigt zu haben und über die genauen Umstände etwa das Mordes an Generalbundesanwalt Siegfried Buback 1977 zu schweigen. Wird es sich möglicherweise dazu nach der Haft äußern wollen?

Schneider: Das Thema ist sehr spekulativ auch in der Öffentlichkeit besetzt. Wenn er etwas sagen möchte, dann wird er das in der Zukunft tun. Ob er das macht, kann ich nicht beurteilen.

sueddeutsche.de: Wo in Deutschland wird er seinen Lebensmittelpunkt sehen? Ist es Berlin, wo ihm der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, eine Stelle als Bühnenhelfer angeboten hat?

Schneider: Das können erst direkte Gespräche zwischen Herrn Klar und dem Theater deutlich machen. Dazu war ja bislang in Berlin noch nicht die Gelegenheit. Ob sich das dann realisiert, muss man ebenfalls der Zukunft überlassen.

sueddeutsche.de: Wer steht ihm nach den langen Haftjahren jetzt zur Seite?

Schneider: Herr Klar hat einen stabilen Freundeskreis. Der wird ihm jetzt auch bei vielen Alltagsdingen helfen.

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