Kitas und Schulen:Kinderrecht

Kinder sind mehr als nur ein epidemiologisches Risiko. Sie brauchen Bildung und Teilhabe.

Von Henrike Roßbach

Seit die Anti-Corona-Maßnahmen gelockert werden, ist Deutschland ein Land der vielen Geschwindigkeiten. Und es zeichnet sich ab, dass ausgerechnet die Kinder dadurch zurückbleiben. Ja, die Schulen sind wieder geöffnet, für viele Kinder aber findet dort nur eine klägliche Simulation von Schule statt. Und auch viele Kita-Kinder sind weiterhin zu Hause.

Kinderärzte fordern nun, die Schulen und Kitas wieder in den normalen Klassen und Gruppen zu öffnen. Sie halten es für ausreichend, stabile Gruppen zu bilden, die sich nicht mit anderen Gruppen mischen. Die schiere Gruppengröße erscheint ihnen dagegen weniger entscheidend. Der Vorschlag zielt auf den neuralgischen Punkt der Krisenbekämpfung: Welches Risiko ist man bereit, in Kauf zu nehmen, um die Kollateralschäden abzumildern?

Die Antworten, die bislang zum Recht der Kinder auf Bildung und Teilhabe gegeben wurden, sind nicht akzeptabel. Ein Null-Risiko-Umfeld lässt sich nirgendwo schaffen, wo gelockert wird. Besonders angestrengt versucht aber wird es ausgerechnet in den Schulen und Kitas. Das ist nicht fair, sagt aber eine Menge über den Stellenwert von Kindern in einer Gesellschaft. Die Suche nach einem anderen Weg ist nicht verantwortungs- und rücksichtslos, sondern das Gegenteil. Wenn Erwachsene sich im Biergarten treffen und im Sommer im Hotel ihrer Wahl einchecken dürfen, ist es höchste Zeit, auch in Kindern wieder mehr zu sehen als ein epidemiologisches Risiko.

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