Vor „dramatisch hohen Krankheitsausfällen beim Kita-Personal“ warnt die Bertelsmann-Stiftung. Die Politik müsse das Problem gezielt angehen, um eine gute frühkindliche Bildung sicherzustellen, heißt es in einem Positionspapier, das die Stiftung gemeinsam mit dem Fachkräfte-Forum am Dienstag veröffentlichte. In diesem wirken Erziehende, Leitungskräfte und Fachberatende aus allen Bundesländern mit.
„Viele Kitas stecken in einem Teufelskreis“, sagte Anette Stein, Expertin der Stiftung für frühkindliche Bildung. „Aufgrund der steigenden Krankenstände fallen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunimmt.“ Für die Vertretung brauche es qualifizierte Mitarbeitende, deren Finanzierung gesetzlich geregelt werden müsse.
30 Fehltage im Jahr – zehn mehr als im Durchschnitt
Im vergangenen Jahr seien Beschäftigte in der Kinderbetreuung und -erziehung durchschnittlich an 30 Tagen arbeitsunfähig gewesen – und damit zehn Tage mehr als alle Berufstätigen, zitiert die Stiftung Daten der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitstage habe im vergangenen Jahr im Kita-Bereich etwa acht Prozent betragen; der Mittelwert aller Berufsgruppen liege dagegen bei nur rund sechs Prozent. Von 2021 bis 2023 seien die Fehltage des Kita-Personals um etwa 26 Prozent sehr stark gestiegen.
Am häufigsten fielen Kita-Beschäftigte wegen Atemwegsinfektionen aus, hieß es unter Bezug auf Daten der Techniker-Krankenkasse. Auf Platz zwei folgten psychische Erkrankungen, die im Kita-Bereich in den vergangenen Jahren stark und überdurchschnittlich gestiegen seien.
Angesichts der Ausfallzeiten müssten bundesweit zusätzlich knapp 97 000 Vollzeitkräfte für Vertretung eingestellt werden, fordern die Bertelsmann-Stiftung und das Fachkräfte-Forum, davon 25 000 in Ost- und 72 000 in Westdeutschland. Dies würde zusätzliche Personalkosten von etwa 5,8 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Im Rahmen der Verhandlungen über die Fortsetzung des Kita-Qualitätsgesetzes sollten sich Bund und Länder auf einen gemeinsamen Standard einigen, der Vertretungen für Ausfallzeiten garantiere.
Im Osten gäbe es laut dem Positionspapier die Chance, frei werdende Fachkräfte für Vertretungen zu nutzen – denn dort gingen die Kinderzahlen zurück. Unzureichend ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürften nicht auf die Personalbemessung angerechnet werden. Es komme darauf an, die pädagogische Qualifizierung von Quereinsteigerinnen und -einsteigern berufsbegleitend voranzutreiben.