Evangelische Kirche:Kirsten Fehrs zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt

Lesezeit: 2 Min.

Bischöfin Kirsten Fehrs sitzt bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in einer Pressekonferenz. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Hamburger Bischöfin hatte das Amt vor einem Jahr bereits kommissarisch nach dem Rücktritt von Annette Kurschus übernommen. Nun wird sie für drei weitere Jahre gewählt.

Kirsten Fehrs ist zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden. Die 63-Jährige soll in den kommenden drei Jahren die etwa 18,6 Millionen deutschen Protestanten repräsentieren. Bei der Synodentagung in Würzburg wählte das Kirchenparlament Fehrs bis zum Jahr 2027.

Fehrs sagte nach ihrer Wahl, sie wolle sich weiter für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt einsetzen. Maßnahmen, die sich aus einer Studie zum Ausmaß von Missbrauch in der evangelischen Kirche ergeben, müssten „einheitlich, konsequent und zugleich empathisch“ umgesetzt werden. Mit Blick auf den Mitgliederverlust der Kirche und notwendige Reformen sagte sie: „Die nächsten Jahre werden uns viel abverlangen.“ Sie wolle „mit Mut und Zuversicht“ an Entscheidungen herangehen.

Vorgängerin Kurschus trat nach Vorwürfen zurück

Der 15 Mitglieder zählende Rat der EKD leitet die Evangelische Kirche in Deutschland in allen wichtigen Angelegenheiten und gilt als ihre öffentliche Stimme. Die EKD ist der Zusammenschluss der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland.

Die Hamburger Bischöfin Fehrs hatte das Amt der Ratsvorsitzenden vor einem Jahr kommissarisch übernommen, nachdem die westfälische Präses Annette Kurschus ihren Rücktritt erklärt hatte. Kurschus reagierte damit auf Vorwürfe, mit einem Missbrauchsfall falsch umgegangen zu sein. Der Fall wird derzeit noch aufgearbeitet.

Fehrs’ Wahl galt als sicher. Jedoch hatte am Montagnachmittag eine unabhängige „Anwältin des Publikums“ den Synodalen Anliegen von Betroffenen sexualisierter Gewalt in der Kirche vorgetragen und dabei auch Vorwürfe gegen die Nordkirche und Fehrs angesprochen. Eine Betroffene aus der Nordkirche wirft der Theologin im Zusammenhang mit der Aufarbeitung ihres Missbrauchsfalls Befangenheit vor.

SZ PlusAufarbeitung von sexualisierter Gewalt
:Eine ungebührliche Einmischung in die Missbrauchsdebatte?

Die Evangelische Akademie Tutzing und ein renommiertes Münchner Institut veranstalten eine Tagung zu Missbrauch. Dabei streiten sie öffentlich über einen Theologie-Vortrag im Programm. Hat der Landesbischof Druck auf eine seiner „Denkwerkstätten“ ausgeübt?

Von Bernd Kastner

Hintergrund ist eine von der Betroffenen als „freundschaftlich“ bezeichnete Verbindung zwischen Fehrs und einem ehemaligen Pastor einer Hamburger Gemeinde, der von dem Missbrauchsfall in den 1980er-Jahren gewusst haben soll. Fehrs leitete die Unterstützungsleistungskommission der Nordkirche, die sich mit Fällen von Missbrauch und deren Aufarbeitung befasste. Die Nordkirche und die EKD weisen den Vorwurf der Befangenheit zurück, lassen den Fall jedoch inzwischen extern untersuchen.

Ratsmitglied Andreas Barner sagte am Dienstag vor der Wahl von Fehrs, der Rat habe sich die Einschätzung der EKD-Fachstelle Sexualisierte Gewalt zu eigen gemacht, wonach es keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten von Fehrs gebe. Ihn habe „immer wieder ganz besonders beeindruckt“, wie sich Fehrs in den vergangenen Jahren bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in evangelischer Kirche und Diakonie engagiert habe. Auf den Fall ging die neue EKD-Vorsitzende in ihrem Statement nach der Wahl direkt nicht ein. Sie sagte nur, sie habe in der jahrelangen Beschäftigung mit dem Thema gelernt, „in ordentlichen Verfahren zu arbeiten“ und „nicht jeden Vorwurf persönlich zu nehmen“.

© SZ/epd/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusTelefonseelsorge
:Wenn es dunkel wird und der Winter kommt, klingelt es besonders oft

Jedes Jahr lassen sich Freiwillige im Erzbistum München zum Telefonseelsorger oder zur Telefonseelsorgerin ausbilden. Eine Mitarbeiterin gibt persönliche Einblicke in ein Ehrenamt, für das man starke Nerven braucht.

Von Jasmin Schol

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: