Kirchenasyl:Was des Kaisers ist

Das Kirchenasyl lebt vom Kompromiss. Er fordert allen etwas ab.

Von Stefan Ulrich

Schon Christus setzte sich damit auseinander, was die Menschen dem Kaiser und was sie Gott schulden. Derzeit stoßen beide Reiche besonders beim Kirchenasyl aufeinander. Hier der Staat, der Recht und Gesetz durchsetzen will. Dort Christen, die ihrem Gewissen folgen. Die Regierung will Asylbewerber in andere EU-Staaten abschieben, wenn diese nach den Dublin-Regeln für das Asylverfahren zuständig sind. Kirchengemeinden verhindern solche Abschiebungen, wenn sie finden, es liege ein besonderer Härtefall vor. Dann schützen sie die Menschen vor dem Zugriff des Staates.

Grundsätzlich sind in einem Rechtsstaat die Gerichte für die Kontrolle zuständig, auch bei Härtefällen. Kirchen sind keine Superrevisionsinstanz. Wegen des guten Verhältnisses zwischen Staat und Kirche verzichtet der Staat jedoch darauf, Menschen mit Polizeigewalt aus dem Kirchenasyl zu holen, solange sich die Kirchen an gewisse Meldeauflagen halten. Das ist ein pragmatischer, ein vernünftiger Kompromiss.

Zu Recht kritisiert die Deutsche Bischofskonferenz nun, viele Kirchengemeinden verletzten noch immer die Abmachungen. So gefährden sie das Vertrauen zwischen, das den Kompromiss trägt. Und sie werden mitverantwortlich, falls der Staat künftig doch noch Polizisten in die Kirchen schickt.

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