Kirche - Potsdam:OB hofft bei Garnisonkirche auf Signal für Demokratiehaus

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Potsdam (dpa/bb) - Das Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche berät am kommenden Mittwoch über den Vorschlag für ein "Haus der Demokratie" im Bereich des ehemaligen Kirchenschiffs. Der Ausgang gilt als offen. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hofft auf ein klares Zeichen zugunsten des Vorschlags, den er 2021 mit dem damaligen Kuratoriumsvorsitzenden und früheren Landesbischof Wolfgang Huber vorgelegt hat. "Seit 30 Jahren wird an diesem politischen Thema so erbittert gestritten, dass ich als dritter Oberbürgermeister hintereinander versucht habe, einen Vorschlag zu machen, wie man diesen Streit beilegen kann", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Ich würde mich freuen, wenn wir es gemeinsam hinkriegen."

Die Garnisonkirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Gegen den Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms wenden sich mehrere Initiativen, darunter auch christliche. Die Gegner sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er und 1930er Jahren. Sie erinnern auch an den "Tag von Potsdam", als am 21. März 1933 Reichspräsident Hindenburg dem neuen Reichskanzler Hitler vor der Kirche die Hand reichte. Der Rohbau des Kirchturms war im April dieses Jahres fertig - die Eröffnung ist für 2024 geplant.

Der Vorschlag für das Forum sieht vor, auf dem Platz des früheren Kirchenschiffs nach Wiedererichtung des knapp 90 Meter hohen Turms ein "Haus der Demokratie" mit Plenarsaal für die Stadtverordneten zu errichten. Ein zu DDR-Zeiten gebautes und als Kreativhaus genutztes früheres Rechenzentrum könnte weitgehend erhalten bleiben. Vertreter des Rechenzentrums hatten den Vorschlag mit vorgelegt. Potsdams Stadtverordnete stimmten ihm mehrheitlich zu.

Huber verließ das Kuratorium inzwischen, der Vorsitz ist vakant. Die Stadt will mit der Stiftung über ein Erbbaurecht für das Grundstück verhandeln.

Vor dem Treffen will die Stiftung nicht spekulieren. "Das Kuratorium hat gesagt, der Vorschlag hat Potenzial, sieht aber noch Klärungsbedarf", sagte Kommunikationsvorstand Wieland Eschenburg. "Fragen zum Erbbaurecht stellen sich vor Klärung inhaltlicher Fragen nicht." Er betonte mit Blick auf die Debatte über das weitere Vorgehen: "Vor der Diskussion um die Form muss die Diskussion um den Inhalt da sein. Natürlich ist eine der resultierenden Möglichkeiten eine Bebauung in Annäherung an die historische Form."

Im Juli billigte das Kuratorium den Vorschlag im Grundsatz und entschied, eine Machbarkeitsstudie dazu müsse ergebnisoffen sein. OB Schubert warnte, Zeit zu verlieren. Die Sorge der Stadtverordneten sei, dass man zwei Jahre in eine Machbarkeitsstudie investiere und es am Ende heiße, mit dem Ergebnis könne man nicht umgehen. "Das wird nicht funktionieren", sagte er. "Deswegen war die Vorbedingung erstmal zu sagen, wir haben einen gemeinsamen Kompromiss."

Der Bund hatte für den Wiederaufbau des Turms weitere 4,5 Millionen Euro genehmigt. Zwischenzeitlich lag die Förderung nach Kritik des Bundesrechnungshofes zunächst auf Eis, weil ein ausreichender Nachweis über die Gesamtfinanzierung des Projekts fehlte.

© dpa-infocom, dpa:221029-99-306040/2

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