Kirche:Luthers Erben

Die Feiern zum Reformations-jahr waren Feiern für Spezialis-ten.

Von Matthias Drobinski

Mit etwas Mut zum positiven Denken kann die evangelische Kirche ihre Weltausstellung in Wittenberg zum Reformationsjahr als Erfolg verkaufen: Am Ende war es voll, die Ausstellungen bekamen gute Kritiken, ein Segensroboter provozierte eine kleine Kontroverse. Den meisten, die sich nach Wittenberg aufmachten, hat es dort gefallen - und die säkularen Einheimischen fanden die Christen, die da kamen, gar nicht so schrecklich wie befürchtet. Noch nie hat die Lutherstadt so entspannt, weltoffen, ökumenisch ein Lutherjubiläum gefeiert.

Mit etwas Mut zum Hinsehen kann man aber auch die Brüche und Risse im evangelischen Deutschland sehen, die das Feierjahr offenbart: Die Besucherzahlen bleiben hinter den selbstbewussten Planungen zurück, die Strahlkraft des Protestantismus ist nicht mehr so, dass sich seinetwegen die Massen auf den Weg machen. Und gerade die Wittenberger Weltausstellung war vielfach eine Veranstaltung vom evangelischen Milieu fürs evangelische Milieu, das die Zeichen, die Symbole und den Jargon versteht, für die, na klar, Luther, Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz zusammengehören.

Nur: Wer den Jargon nicht mehr versteht (oder wen der nervt), der bleibt weg. Martin Luthers Sprach- und Zeichenkraft prägt bis heute - doch Luthers Erben haben offenbar ihre Schwierigkeiten, sich übers eigene Milieu hinaus verständlich zu machen.

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