Kirche - Landsberg:Entschleunigung und Besinnung: Wozu dienen Autobahnkirchen?

Deutschland
Hinweisschilder hängen am Zaun einer Autobahnkirche. Foto: Matthias Bein/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Landsberg (dpa/sa) - Sie liegen unweit der Autobahnen und sollen Raum für Entschleunigung und Besinnung entlang der Hauptreiserouten bieten: Autobahnkirchen. Über 40 von ihnen gibt es laut vrk-Akademie in Deutschland. Rund eine Million Reisende besuchten jedes Jahr eine der Kirchen. Am Sonntag beteiligen sich auch die acht Autobahnkirchen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am bundesweiten Tag der Autobahnkirchen. Mehrere Gottesdienste und gemeinsame Andachten sind eingeplant.

Seit 2003 darf sich auch die Stadt- und Klosterkirche Brehna (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) Autobahnkirche nennen. Was macht eine Kirche zu einer Autobahnkirche? Sie muss zu bestimmten Mindestöffnungszeiten zugänglich sein, erklärt Brehnas Kirchenvorstand Bernd Löchel. Zudem sei ein Andachtsraum Voraussetzung - genauso wie Sanitäranlagen. Außerdem dürfe die Kirche nicht mehr als 1000 Meter Luftlinie von der nächsten Autobahnausfahrt entfernt sein, erklärt Löchel.

Bei der Entfernungsregel ist die Kirche in Brehna ein Sonderfall: Nach der Ernennung zur Autobahnkirche 2003 wurde die zugehörige Autobahnabfahrt an der A9 umgestaltet. Somit beträgt die Entfernung der Kirche zur Autobahn heute rund 1500 Meter Luftlinie.

Wie viele Besucher im Jahr kommen, könne man nicht genau sagen, sagt Löchel. Aber während der Pandemie seien viele Gemeindefahrten ausgefallen. Diese hätten üblicherweise einen Stopp in der Autobahnkirche gemacht, um dort eine Andacht zu halten. Langsam spüre man, dass insbesondere diese Besuchergruppen nach langer Abstinenz wiederkehrten. Ansonsten sei die Zusammensetzung der Besucher schwer zu umreißen. Lkw-Fahrer seien in Brehna relativ selten, da sie oft einem straffen Zeitplan zu folgen hätten, so der Kirchenvorstand.

Einige Besucher - so liest man es im Anliegenbuch - würden nach einem knapp entgangenen Unfall oder einer gefährlichen Situation auf der Autobahn die Kirche aufsuchen, um dort Gott zu danken. Auch das Thema Arbeitslosigkeit treibt mit Blick auf das Anliegenbuch viele um.

Bereits im Mittelalter wurden dem Wanderer, Pilger und Reisenden Andachtsmöglichkeiten in Form von Kapellen und Kreuzen am Wegesrand angeboten, erklärt die vrk-Akademie auf ihrer Website. Sie dienten als Orte des Schutzgebetes und der Besinnung. Dasselbe stellen demnach die Autobahnkirchen heute dar. Sie laden ein, zur Ruhe zu kommen, sich zu erholen und seien ein Gegenpol zur Rastlosigkeit des Lebens.

© dpa-infocom, dpa:220626-99-804006/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: