Freiburg (dpa/lsw) - Nach seiner Versetzung ist der langjährige Vertraute von Papst Benedikt XVI., Georg Gänswein, von den Menschen in Freiburg wohlwollender aufgenommen worden als selbst erwartet. „Ich habe viele freundliche, angenehme und sympathische Begegnungen gehabt. Öfters wurde ich erkannt, wurde angesprochen, nicht selten um ein gemeinsames Foto gebeten“, sagte Gänswein der „Badischen Zeitung“. Das habe er gerne gemacht.
Er habe mit kühleren Reaktionen gerechnet. „Zu meiner Überraschung blieben diese aus. Das tat mir gut und half auch, mich in der alten Heimat einzuwurzeln“, sagte Gänswein.
Die aufgestellten Behauptungen, er wäre ein Konservativer, der mit dem Papst und normalen Gläubigen Schwierigkeiten hätte, liefen seiner Ansicht nach ins Leere. Die Erfahrung mit den Menschen sei positiv gewesen. „Nicht ein einziges Mal wurde ich ruppig angegangen oder gar beschimpft – nach dem Motto: "Was will der denn hier?"“, sagte der Erzbischof.
Versetzung als Exil wahrgenommen
Papst Franziskus hatte den langjährigen Privatsekretär seines Amtsvorgängers vor etwas mehr als einem Jahr in die Stadt in Südbaden versetzt - allerdings ohne Amt. Zuvor hatte sich Gänswein in einem Buch enttäuscht über den Pontifex geäußert und teils private Briefe veröffentlichte. Freiburg ist das Heimatbistum des gebürtigen Schwarzwälders.
Gänswein hatte mit der Versetzung gehadert - und in einem früheren Interview erzählt, dass er die Zeit als Exil wahrgenommen habe. Eine bittere persönliche Erfahrung sei das gewesen.
Er habe sich trostlos und wie abgeparkt gefühlt, sagte Gänswein nun. Das Zusammenleben im Freiburger Priesterseminar, wo er zuletzt wohnte, sei aber unkompliziert und harmonisch gewesen. Seine Wohnung dort könne er auch künftig gegen Bezahlung benutzen.
Gänswein: Lerne litauische Sprache
Mitte Juni hatte der Heilige Stuhl mitgeteilt, dass Gänswein künftig Vatikan-Botschafter im Baltikum werden soll. Der 68-Jährige wird dort als sogenannter Apostolischer Nuntius die Interessen des Vatikans in Litauen, Estland und Lettland vertreten.
Eine Aufgabe, mit er nicht gerechnet habe, auf die er sich aber vorbereite. Gänswein war demnach bereits in Rom, um Gespräche mit Vorgesetzten im Vatikan zu führen, und hat sich Literatur über die baltischen Länder besorgt.
„Ich bin auch dabei, die litauische Sprache zu erlernen. Ich will zumindest die Heilige Messe in Litauisch feiern und die katholischen Grundgebete sprechen können“, sagte er.
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