Katholische Kirche:Erzbistum zahlt 2,8 Millionen Euro für Anwälte

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Eine Anhängerin der Initiative Maria 2.0 demonstriert vor dem Kölner Dom gegen den Bußgottesdienst des Erzbistums Köln. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Das ist fast doppelt so viel wie die Betroffenen sexueller Gewalt seit 2010 erhielten. "Erbärmlich und unverfroren" nennt eine Betroffenenorganisation die Summen.

Von Annette Zoch, München

Das Erzbistum Köln hat in den vergangenen drei Jahren rund 2,8 Millionen Euro für Gutachter, Medienanwälte und Kommunikationsberater ausgegeben. An Betroffene sexuellen Missbrauchs zahlte das Erzbistum dagegen nur 1,5 Millionen Euro - es ist die Gesamtsumme seit 2010. Am Wochenende hatte das Erzbistum die Zahlen veröffentlicht. Zuerst wurde der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat informiert, danach auch die Öffentlichkeit. Derzeit wird das Erzbistum von Weihbischof Rolf Steinhäuser geführt, während Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki sich in einer mehrmonatigen Auszeit bis Anfang März befindet.

Markus Hofmann, dessen Amt als Generalvikar derzeit ruht, der aber im Erzbistum weiterhin als Verwaltungschef fungiert, führte die Posten in einer offiziellen Mitteilung weiter aus: Demnach hätten die zwei juristischen Hauptgutachten insgesamt 1,27 Millionen Euro gekostet. Woelki war massiv in die Kritik geraten, weil er ein erstes Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl wegen angeblicher methodischer Mängel und äußerungsrechtlicher Probleme unter Verschluss gehalten und ein zweites Gutachten bei dem Kölner Strafrechtler Björn Gercke in Auftrag gegeben hatte, das dann veröffentlicht wurde.

Das erste unabhängige juristische Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) soll nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur aus Kirchenkreisen 757 500 Euro gekostet haben. Das zweite Gutachten von der Kanzlei Gercke habe mit 516 200 Euro zu Buche geschlagen. Für weitere rechtliche Beratung gab man dann noch 588 000 Euro aus, teilte Generalvikar Hoffmann mit. Auch eine Krisen-PR-Agentur, Ewald und Rössing, schaltete das Erzbistum ein, sie bekam 820 000 Euro. Ewald und Rössing meldete sich kurz nach der Veröffentlichung der Summe selbst zu Wort: "Kernziel unserer Beauftragung war es, den Aufklärungs- und Aufarbeitungsprozess zu schützen", erklärte die Agentur mit Sitz in Leipzig. "Die Reputation des Erzbistums Köln oder seiner Amtsträger war diesem Ziel untergeordnet."

"Mediale Ausnahmesituation"

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Er bedauere die hohen Summen, sagt Markus Hoffmann, man habe juristisches Neuland betreten und dafür "Lehrgeld" bezahlt: "Das war ein schmerzhafter und teurer Prozess." Er rechtfertigte auch die Ausgaben für die externen Krisenberater: Es habe sich "eine mediale Ausnahmesituation ergeben", die ohne externe Hilfe nicht mehr zu handhaben gewesen sei. Hoffmann sagte, das Geld sei nicht aus Kirchensteuermitteln bezahlt worden, sondern aus einem Sonderfonds des Erzbistums. Auch die Anerkennungsleistungen für Betroffene seien aus diesem Fonds gezahlt worden, für zukünftige Zahlungen habe man weitere sechs Millionen Euro zurückgestellt.

"Erbärmlich und unverfroren" nannte Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation "Eckiger Tisch" diese Summen, angesichts "lächerlicher 1,5 Millionen Euro in zehn Jahren" für die Opfer im Erzbistum.

Diese plötzliche Transparenz-Offensive des Erzbistums überrascht - und sie passt ins Bild: Seit einigen Wochen sucht Übergangsverwalter Rolf Steinhäuser, der als einzig amtierender Weihbischof im Gercke-Gutachten nicht belastet wurde, mit durchaus deutlichen Worten den Weg in die Öffentlichkeit: Nach dem Ende von Woelkis Beurlaubung Anfang März gebe es faktisch "eine Probezeit", sagte Steinhäuser jüngst in einem Interview mit mehreren Regionalzeitungen. "Ich soll das mir Mögliche tun, dem Kardinal einen Wiedereinstieg zu ermöglichen. Das ist der Auftrag des Papstes", so Steinhäuser. "Ob das realistisch ist, vermag ich nicht zu sagen. Eine Wette darauf würde ich noch nicht annehmen." Sein Auftrag, das Bistum zu befrieden, sei eine "mission impossible".

"Kann ich den Generalvikar entlassen?"

Gefragt, ob es klug sei, dass Woelkis Generalvikar Hofmann sein Delegat sei, antwortete Steinhäuser: "Ich war nicht frei in meiner Entscheidung." In Rom habe er "natürlich direkt gefragt: ,Kann ich den Generalvikar entlassen?' Nicht dass ich das unbedingt vorgehabt hätte, aber man muss die Ding ja mal auf den Punkt bringen." Der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, habe dies aber verneint.

In einem Bußgottesdienst für Betroffene sexuellen Missbrauchs Mitte November stellte sich Steinhäuser zudem in den Kölner Dom und bezeichnete sich selbst als "Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln". Ähnlich deutliche Worte hat man von Kardinal Woelki bisher nicht gehört.

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