Kirche:Endlich wird gehandelt

Gut, dass die katholische Kirche Missbrauchsopfern nun richtig hilft.

Von Matthias Drobinski

Wenn Geiz und Kleinmut nicht doch noch siegen, dann sind Deutschlands katholische Bischöfe gerade dabei, etwas Großes zu schaffen: ein Entschädigungssystem für Betroffene sexueller Gewalt, das seinen Namen verdient. Es wäre ein System, das auf die Menschen blickt, die oft ein Leben lang unter den Folgen der Verbrechen leiden, die an ihnen begangen wurden.

Eine Milliarde Euro würde es ungefähr kosten - das ist viel Geld, das tut selbst der reichen Kirche in Deutschland weh. Und das ist auch richtig so. Nach katholischem Verständnis vergibt Gott dem Sünder nur, wenn er erst Reue zeigt und dann alles tut, um den Schaden zu verringern. Endlich, zehn Jahre nachdem der Skandal offenbar wurde und Reue groß war, folgt die Tat. Kein Bistum und keinen Orden wird sie in die Insolvenz treiben, anders als in den USA, wo Gerichte die Kirche zu Millionenzahlungen verdonnerten.

Die Bischöfe könnten so auch andere Institutionen dazu bringen, den Blick zu verändern: Was tun wir in der evangelischen Kirche, in den Sportvereinen, in den Schulen, um die Missbrauchs-Betroffenen zu entschädigen? Sie könnten helfen, endlich ein besseres Opferentschädigungsrecht in Deutschland durchzusetzen. Es wäre eine Milliardeninvestition in die Gerechtigkeit - und in eine neue Glaubwürdigkeit.

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