Kirche:Christen erinnern an Leiden und Sterben Jesu

Pope Francis kisses the foot of an inmate at the Regina Coeli prison during the Holy Thursday celebration in Rome

In Rom hat Papst Franziskus am Gründonnerstag im Gefängnis "Regina Coeli" einem Häftling die Füße gewaschen und geküsst.

(Foto: Osservatore Romano/Reuters)

Kardinal Marx beklagt am Karfreitag die Zunahme von Hass. Der Papst leitet die Feier im Petersdom.

Christen in aller Welt haben an Karfreitag mit Gottesdiensten und Prozessionen des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. Sowohl der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, als auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, beklagten in ihren Predigten eine Zunahme von Hass und Gewalt. Marx nahm in der Münchner Innenstadt am "Kreuzweg der Völker" teil. Daran beteiligen sich traditionell Gläubige aus mehr als 20 Sprach- und Volksgruppen. Dabei appellierte der Münchner Kardinal vor allem an die Christen in Deutschland, auf Muslime und Nicht-Glaubende zuzugehen. Es brauche Freundschaft zwischen Völkern, Kulturen und Religionen. "Es scheint mir wieder neu eine Zeit der verbalen, politischen und militärischen Aufrüstung zu sein." Stärke werde demonstriert; auch gelte die Logik von Gewinnern und Verlierern.

In Jerusalem ziehen Pilger die Via Dolorosa entlang - von Sicherheitskräften geschützt

Als Sieger sehe sich, wer am lautesten, deutlichsten und mächtigsten seine Interessen vertrete, beklagte der Erzbischof von München und Freising. "Man will Frieden schaffen, so sagt man, mit immer mehr Waffen. Wie soll das gehen? Ich kann eine solche Logik nicht akzeptieren." Zu Gewaltfreiheit und Liebe rief Bedford-Strohm in der Münchner Sankt-Matthäus-Kirche auf. "Hass und Gewalt sind nichts Normales", sagte der bayerische evangelische Landesbischof. Gleichzeitig erinnerte er an Christen, die in vielen Ländern "nur wegen ihres Bekenntnisses an Leib und Leben bedroht werden" und an Menschen, die verfolgt werden, "weil sie sich in ihren Ländern für die Menschenwürde, für Gerechtigkeit und Freiheit einsetzen". Ins Gedenken nahm Bedford-Strohm die Menschen, "die vor Gewalt und Krieg flüchten und auf Holz- oder Schlauchbooten ihr Leben riskieren oder verlieren".

Christen dürften sich nie mit dem Hass in der Welt abfinden, mahnte der EKD-Ratsvorsitzende. In Rom leitete Papst Franziskus im Petersdom die Feier vom Leiden und Sterben Jesu. Dabei wird die Passion Christi aus dem Johannes-Evangelium vorgelesen - von der Verhaftung bis zu seiner Beisetzung im Grab. Eine syrische Familie sollte am Abend das Kreuz bei der Kreuzweg-Zeremonie am Kolosseum tragen. Weil es in Italien in den vergangenen Tagen mehrere Festnahmen von Terrorverdächtigen gab, wurden die Sicherheitsvorkehrungen an allen zentralen Touristenorten erhöht. In Jerusalem fanden die traditionellen Karfreitagsprozessionen statt. Wegen der angespannten Sicherheitslage wurden sie von den israelischen Ordnungskräften diesmal besonders stark geschützt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: