Kino:Bond, Jane Bond

Die Sprüche des berühmtesten Geheimagenten der Welt schreibt nun eine Frau. Das gefällt nicht allen Männern.

Von David Pfeifer

Frauen fordern die Hälfte der guten Jobs und dieselbe Bezahlung. In der Politik haben sie die Macht an sich gerissen, es in höchste Ämter gebracht. Nicht mal in Fußball- und Boxvereinen sind Männer noch sicher. "Wann ist es genug?", sorgt sich da der ein oder andere Mann, vor allem, wenn er sich unter seinesgleichen wähnt. So wurde Daniel Craig in einem Interview mit der Sunday Times gefragt, ob das Engagement der Drehbuchautorin Phoebe Waller-Bridge, 34, die dem in die Jahre gekommenen James Bond für den neuen Film "No Time To Die" ein paar pfiffige Dialoge in den Mund schreiben sollte, nicht eine Konzession an die Quote sei. "Wir führen hier eine Diskussion über Phoebes Geschlecht, das ist lächerlich", erwiderte ein erboster Craig.

Es war insofern eine sehr dämliche Frage, als Phoebe Waller-Bridge derzeit als beste Autorin im Filmgeschäft gilt. Sie hat in diesem Jahr einen Emmy für die von ihr geschriebene und gespielte Comedy-Serie "Fleabag" bekommen, allerdings auch schon mit der Thriller-Serie "Killing Eve" Erfolge gefeiert. Die Frage war also etwa so angebracht, als würde man fragen, ob Angela Merkel oder Madonna da sind, wo sie sind, weil man halt was Weibliches an der Stelle gebraucht hat.

Nun mussten die männlichen Bond-Fans in den vergangenen Jahren schon einiges aushalten. Die Liebhaberinnen wurden selbstbewusster, klüger, Bond-Girl Monica Bellucci war sogar älter als Craig. Auch "M", der Chef des Agenten, wurde zur Abwechslung durch eine Frau ersetzt. Für einige Fans bedeutete das offenbar: Misogynie statt Miss Moneypenny.

Nun sind diese Bondianer mit ihrer Not nicht alleine. Als die neue "Star Wars"-Trilogie neben weiteren Kombattantinnen die Jedi Rey einführte, sehnten sich Fans so sehr nach den alten Zeiten zurück, als Prinzessin Leia die einzige Frau in einer weit, weit entfernten Galaxie war, dass einer von ihnen einen Neuschnitt des achten Teils anfertigte, aus dem er alle Darstellerinnen entfernte. Und auch bei der Wiederverfilmung von "Ghostbusters" mit weiblichen Hauptfiguren war die Empörung groß, vor allem im Internet. Die Hetze trug dazu bei, dass der Film floppte.

Seit einigen Monaten sucht nun Rotten Tomatoes, das bedeutendste Internet-Filmrezensionsportal, nach weiblichen Kritikern. Grund dafür ist die Einsicht, dass ein zu hoher Anteil von Männern mit eindeutiger Meinung, nämlich der, dass Frauen die Finger von Lichtschwertern und Walther PPKs lassen sollten, zu einer verzerrten Beurteilung führt. Und bevor jetzt wieder einer denkt, "Wann ist es genug?", muss man sagen, dass Rotten Tomatoes über Ecken zu den Konzernen Warner und Universal gehört, es stehen also keine Diversitätsstudien hinter dem Veränderungswillen, sondern kommerzielle Interessen. Immerhin wollen Frauen nicht nur die Hälfte der Macht, sondern stellen auch die Hälfte des potenziellen Publikums. James Bond übrigens, so viel weiß man schon, ist in " No Time To Die " im Ruhestand. Seine berühmte Nummer 007 und die Lizenz zum Töten erbt eine Figur namens Nomi, gespielt von Lashana Lynch - einer schwarzen Frau.

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