Kinderschutzkonferenz im Vatikan:"Missbrauch  ist monströs"

Papst Franziskus kündigt an, Verbrechen an Minderjährigen hart zu bekämpfen. Kritiker vermissen aber konkrete Schritte gegen schuldige Priester.

Von Oliver Meiler, Rom

Kinderschutzkonferenz im Vatikan: Als Oberhaupt der Katholischen Kirche oblag es Papst Franziskus auf der Kinderschutzkonferenz zum Missbrauchsproblem Stellung zu beziehen. Da sich unter seinen Priestern ungezählte Täter fanden, war es schwierig, Schuld zu bekennen und gleichzeitig Wege nach vorn zu weisen.

Als Oberhaupt der Katholischen Kirche oblag es Papst Franziskus auf der Kinderschutzkonferenz zum Missbrauchsproblem Stellung zu beziehen. Da sich unter seinen Priestern ungezählte Täter fanden, war es schwierig, Schuld zu bekennen und gleichzeitig Wege nach vorn zu weisen.

(Foto: Giuseppe Lami/AP)

Zum Abschluss der internationalen Kinderschutzkonferenz im Vatikan hat Papst Franziskus versprochen, dass die Kirche gegen sexuellen Missbrauch in ihren Reihen hart vorgehen und ihn nie wieder vertuschen werde. Verbrechen gegen Minderjährige seien ein "monströses Geschwür". Den Kindesmissbrauch verglich Franziskus mit "Menschenopfern" in "heidnischen Ritualen". Der Papst zählte zugleich mehrere Punkte auf, die umgesetzt werden müssten. Dazu gehört auch ein Umdenken bei der Priesterausbildung mithilfe externer Experten, die bessere Betreuung von Opfern, die Forderung nach härterer Ahndung pädopornografischer Inhalte im Internet sowie der Kampf gegen Sextourismus.

Die Papstrede wurde gemischt aufgenommen. Sie hatte mit einer Vorrede dazu begonnen, wie weitreichend das Missbrauchsproblem weltweit sei. Die meisten Vergehen, sagte Franziskus, würden von "Eltern, Verwandten, Partnern von Kinderbräuten, Trainern und Erziehern" begangen. Erst dann räumte er die besondere Verantwortung der Kirche ein: "Die Unmenschlichkeit dieses Phänomens auf weltweiter Ebene wird in der Kirche noch schwerwiegender und skandalöser, weil es im Gegensatz zu ihrer moralischen Autorität und ihrer ethischen Glaubwürdigkeit steht." Die Kirche müsse sich der Realität stellen, statt andere zu beschuldigen.

Pater Federico Lombardi vom Organisationskomitee der Kinderschutzkonferenz sagte, das Treffen sei nur ein Anfang gewesen. Bald werde es einen päpstlichen Erlass zum Schutz von Minderjährigen geben. Auch ein neues Gesetz und neue Richtlinien für den Vatikanstaat seien geplant. Die Glaubenskongregation werde ein Handbuch erarbeiten, das zeige, wie Bischöfe bei Missbrauch handeln müssten.

Opfervereinigungen zeigten sich enttäuscht. Der Papst relativiere die Rolle der Kirche, indem er das Missbrauchproblem vor allem als global und gesamtgesellschaftlich darstelle. Außerdem vermissen sie konkrete Maßnahmen im Kampf gegen den Missbrauch durch Priester. Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch, der nach Rom gereist war, bezeichnete die Rede des Papstes als "schamlosen Versuch", sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, ohne sich der eigenen Schuld und dem eigenen Versagen zu stellen und echte Veränderung anzugehen.

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz und enger Berater des Papstes, verteidigte die Rede als "sehr konkret, sehr deutlich". "Ich kann nicht erkennen, dass das nur qualmiges, nebulöses Gerede war", sagte er.

Der Papst kritisierte in der Rede auch die Medien. Die Kirche müsse sich über "alle ideologische Polemiken und journalistische Kalküle" erheben. Medien würden die Dramen, die Minderjährige erlebten, oft instrumentalisieren. Die Kritik ist erstaunlich, weil der Papst am dritten Konferenztag die mexikanische Vatikankorrespondentin Valentina Alazraki zur Tagung eingeladen hatte. Sie hatte beklagt, sie habe immer wieder erlebt, wie die Kirche den Medien dunkle und verschwörerische Absichten unterstellt habe, statt sich ihrer Verantwortung zu stellen.

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