Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung:Städtetag bezweifelt Kristina Schröders Kita-Zahlen

Kurz bevor der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz in Kraft tritt, konnte Familienministerin Schröder verkünden: Alles wird gut, es stehen genügend Plätze bereit, sogar mehr als geplant. Doch der Deutsche Städtetag traut den Zahlen nicht und auch der Kinderschutzbund meldet Zweifel an.

Der Deutsche Städtetag bezweifelt die von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder verkündeten Zahlen zum Kita-Ausbau. In einer internen Mitteilung, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, schrieb Hauptgeschäftsführer Stephan Articus, die Angaben der Länder seien "deutlich überzeichnet". Außerdem stehe ein großer Teil der in Planung befindlichen Kita-Plätze noch nicht zur Verfügung.

Zugleich äußert der Kinderschutzbund Zweifel an der Qualität der Betreuung. "Wenn wir jetzt mehr als 800.000 Betreuungsplätze für unter Dreijährige haben, (...) ist (das) ein atemberaubender Zuwachs", sagte der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, der Passauer Neuen Presse. Allerdings wären dann 60.000 Erzieherinnen und Erzieher zusätzlich notwendig, um die Qualität dieser Betreuungsplätze zu sichern. "Mir kann niemand erzählen, dass man so viel Extra-Personal eingestellt hat", sagte Hilgers. "Das gibt der Arbeitsmarkt nicht her."

Er gehe davon aus, "dass die Personalschlüssel heimlich, still und leise weiter verschlechtert worden" seien, was "einen massiven Qualitätsverlust" bedeute. Wenn für pädagogische Arbeit keine Zeit mehr sei, könne man sich "all die Sonntagsreden von der frühkindlichen Bildung sparen". Als Konsequenz forderte Hilgers ein Bundesgesetz, das den Ländern Vorgaben für Personalschlüssel und Qualität macht.

Kurz vor Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz für unter Dreijährige zum 1. August hatte Familienministerin Schröder (CDU) am Donnerstag von den Bundesländern ermittelte Zahlen bekanntgegeben. Die Länder melden 20.000 Plätze mehr als der veranschlagte Bedarf von 780.000 Plätzen. Allerdings gilt als sicher, dass es in Großstädten weiterhin Engpässe geben wird.

Den Bericht über die Zweifel am Stand des Kita-Ausbaus lesen Sie auf Seite 1 der SZ und in der Digitalen Ausgabe.

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