Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung:Der 24-Stunden-Kita-Streit

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will die Öffnungszeiten von Kitas verlängern und Angebote für die Abend- und Nachtstunden fördern. Die Union ist skeptisch.

Von Robert Roßmann, Berlin

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig will die Öffnungszeiten von Kitas verlängern. Dadurch sollen die Betreuungsangebote in den Abend- und Nachtstunden deutlich verbessert werden. Die SPD-Politikerin kündigte dazu ein Förderprogramm im Umfang von bis zu 100 Millionen Euro für die Jahre 2016 bis 2018 an. Damit sollen auch 24-Stunden-Kitas unterstützt werden.

"Für Menschen, die im Schichtdienst arbeiten - im Krankenhaus oder in der Pflege, als Polizisten oder im Einzelhandel - , ist es wichtig, dass es auch in sogenannten Randzeiten eine Möglichkeit gibt, die Kinder gut betreut zu wissen" , sagte Schwesig der Freien Presse in Chemnitz. Von den 24-Stunden-Kitas sollen vor allem Alleinerziehende und Eltern im Schichtdienst profitieren, denen reguläre Kita-Öffnungszeiten nur begrenzt weiterhelfen. Schwesig zufolge sollen die 24-Stunden-Kitas nicht eingerichtet werden, damit Kinder länger betreut werden. Es gehe lediglich darum, eine Betreuung zu anderen Zeiten als bisher zu ermöglichen.

Die Union reagierte zurückhaltend bis ablehnend auf den Vorstoß der Familienministerin. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte: "Staatlich verordnete 24-Stunden-Kitas - da schütteln alle den Kopf." Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Marcus Weinberg, begrüßte zwar, dass Schwesig 100 Millionen Euro für den Ausbau der Kindertagesbetreuung bereit stellen wolle. "Berufstätige in besonderen schwierigen beruflichen Ausnahmefällen" sollten "kurzfristig und zeitlich begrenzt" über das Regelangebot an Öffnungszeiten hinaus Unterstützung erhalten, sagte Weinberg. Für die Union sei es aber wichtig, dass es "sich dabei um Ausnahmesituationen handelt". Die Union wolle nicht, dass Kinder regelmäßig nachts in der Kita betreut werden. Auch eine "indirekte Regelbetreuung wie bei den Wochenkitas in der ehemaligen DDR über das Maß des Notwendigen hinaus", werde es mit seiner Fraktion nicht geben. Die Union werde deshalb sehr darauf achten, wie Schwesig ihren Plan umsetze.

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Quelle:
SZ vom 06.07.2015
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