Kinder und Jugendliche:"Sie haben noch nicht die von Siemens?"

HOLD Wahlkampftour der SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey

"Es ist eine präventive Maßnahme, die mehr Sicherheit gibt": Franziska Giffey zeigt Abiturientinnen in Berlin-Neukölln ihren heutigen Corona-Schnelltest.

(Foto: Annette Riedl/dpa)

Die Bundesfamilienministerin setzt vorerst auf das Testen in Kitas und Schulen. Ein Ortsbesuch.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Am Montagnachmittag sollte es so weit sein. Andrea Albrecht hatte einen Impftermin, Priorisierungsgruppe zwei, sie ist Erzieherin. Dann kam etwas dazwischen. Genau am Montag, kurz vor Albrechts Termin, stoppte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) alle Impfungen mit dem Vakzin von Astra Zeneca. Das aber wäre Albrechts Impfstoff gewesen.

Während Albrecht von der Sache mit dem Impfstopp erzählt, steht sie im Hof der evangelischen Martin-Luther-Kita im Berliner Bezirk Neukölln und wartet auf den Besuch, der sich für diesen Donnerstag angekündigt hat. Neben ihr steht Gerlind Baas, die Leiterin der Kita. Die Bundesfamilienministerin will gleich vorbeischauen. Sie will sehen, wie es läuft, vor Ort, wo Kinder betreut werden, während die Infektionszahlen steigen, und wo gemacht wird, was sie selbst schon vor Wochen als "Brücke zum Impfen" gefordert hat: das regelmäßige Testen des Kita-Personals.

Die Schulungen kamen hier erst nach der Öffnung und den Tests

Die Kitaleiterin Baas sagt, dass die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt zwei mal in der Woche getestet würden, von ihr - sie hat eine Schulung gemacht - und von einem Kita-Vater, der Mediziner ist. "Ich hätte mir gewünscht, dass es erst die Schulungen und die Tests gegeben hätte und dann die Öffnungen", schiebt sie hinterher. Stattdessen habe alles gleichzeitig stattgefunden.

Kurz darauf rollt ein schwarzer Wagen auf den Hof und Franziska Giffey läuft am Spielplatz mit der roten Rutsche und der Holzeisenbahn vorbei, auf den Gemeindesaal zu, in dem Baas und Albrecht auf sie warten. "Ich will wirklich ein bisschen von Ihnen hören", sagt sie, nachdem sie am Tisch mit der Tulpenvase Platz genommen hat. "Was Sie brauchen, was Sie sich wünschen." Baas erzählt von den Tests, die sie nun seit knapp drei Wochen hätten. Giffey beugt sich über die Packungen und fragt, ob das schon die Selbsttests seien oder noch die Schnelltests für geschultes Personal. "Sie haben noch nicht die von Siemens?" Nein, die seien noch nicht angekommen.

Während Giffey mit den Erzieherinnen unter sechs Augen spricht, wird das Ministeriumsteam draußen, auf dem Spielplatz, langsam unruhig. Die Ministerin muss weiter, ins Ernst-Abbe-Gymnasium, wo es an diesem Tag mit der nächsten Teststufe losgeht, den Selbsttests für Schülerinnen und Schüler.

Es sind nur ein paar Schritte bis zu dem roten Backsteinbau an der Sonnenallee. Der Direktor wartet bereits. Tilmann Kötterheinrich-Wedekind sagt, dass das mit dem Testen "großartig" sei, "eine Chance, endlich wieder Schule machen zu können".

Ziel sei es, "unabhängiger zu werden von den Inzidenzwerten", sagt Giffey

Er betritt mit Giffey die Turnhalle. An der Sprossenwand hängt ein selbstgemaltes Plakat, elf Schritte zum Selbsttest. Davor stapeln sich die Packungen. Zwei Medizinstudentinnen in Schutzkleidung erklären einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern, wie das geht mit den Tests, die Giffey kurz zuvor "Popeltests" genannt hat. ("Ich hab meinen heute schon gemacht.") Alle beugen sich über ihre Testkits und rühren mit einem Wattestäbchen in einem Plastikröhrchen herum.

Giffey, die erkennbar froh ist, endlich mal wieder bei einem Vor-Ort-Termin sein zu können, macht keinen Hehl daraus, dass sie das, was sie gerade besichtigt, für den einzig richtigen Weg hält. "Ich bin aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen unterwegs", sagt sie. Und ja, wenn es ein höheres Infektionsgeschehen gebe, müsse man darauf reagieren. "Aber es kann doch nicht unsere einzige Antwort sein, zu sagen: Dann bleiben die Kinder eben nochmal drei Monate zu Hause." Testen mache nicht gesund. "Aber es ist eine präventive Maßnahme, die mehr Sicherheit gibt." Das, worum es gehe, sei doch, "unabhängiger zu werden von den Inzidenzwerten". Wenn irgendwann alle geimpft seien, sagt Giffey dann noch, habe man eine andere Lage. Aber das sei jetzt eben noch nicht der Fall.

Andrea Albrecht, die Erzieherin aus der Martin-Luther-Kita, hat inzwischen einen neuen Impftermin. Mitte April.

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