Kinder:Mangelhafte Betreuung in Kitas

Die Bertelsmann-Stiftung kritisiert Personalmangel und Qualifikation der Fachkräfte.

Von Edeltraud Rattenhuber

Trotz aller Investitionen in die kindgerechte Betreuung können viele Kitas in Deutschland ihren Bildungsauftrag nicht zufriedenstellend wahrnehmen. Das ist das Ergebnis des Ländermonitorings "Frühkindliche Bildung", das die Bertelsmann-Stiftung am Dienstag vorgelegt hat. Grund ist vor allem der Personalmangel. Zwar hat sich gegenüber dem Bezugsjahr 2013 einiges verbessert, in manchen ostdeutschen Bundesländern sind die Personalschlüssel angehoben worden. Doch waren sie 2019 für 1,7 Millionen Kita-Kinder aus Sicht der Stiftung nicht kindgerecht.

Politiker kritisierten die Ergebnisse der Studie. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte, die Qualität der Kitas lasse sich nicht nur an Betreuungsschlüsseln festmachen. "In den knapp 57 000 Kitas in unserem Land leisten jeden Tag Erzieherinnen und Erzieher hervorragende und kindgerechte Arbeit", sagte Giffey. Gewerkschaften und Verbände dagegen sahen sich in ihren Forderungen nach besserer Bezahlung und besseren Rahmenbedingungen für den Beruf der Erzieherin bestätigt. So betonte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, dass in Kitas mit zu wenig Personal Entwicklungsschwächen häufig zu spät erkannt würden.

Die Ergebnisse des Ländermonitorings machen aus Sicht der Bertelsmann-Stiftung erneut deutlich, dass die Bildungschancen für die Kleinsten stark vom Wohnort abhängen - und das, obwohl es eine Annäherung zwischen den ost- und westdeutschen Bundesländern hinsichtlich der Personalschlüssel gegeben habe. Im bundesweiten Durchschnitt stand für 74 Prozent der Kinder nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung. In Ostdeutschland betraf dies 93 Prozent, in Westdeutschland 69 Prozent. Rein rechnerisch betreut im bundesweiten Durchschnitt in Krippengruppen eine Fachkraft 4,2 Kinder (2013: 4,6), in Kindergartengruppen 8,8 Kinder (2013: 9,6). Allerdings ist die reale Personalsituation häufig wesentlich angespannter. Verwaltungs- oder Hauswirtschafts-Aufgaben, Urlaubszeiten, unbesetzte Stellen oder fort- und weiterbildungsbedingte Abwesenheiten der Fachkräfte würden den Kita-Alltag noch erschweren.

Aufgeschlüsselt nach Bundesländern schneidet Bremen im Krippenbereich am besten ab. 2019 war dort im Durchschnitt eine Fachkraft für drei Kinder unter drei Jahren zuständig. Im Kindergarten bietet Baden-Württemberg den besten Personalschlüssel (1:6,9). Am schlechtesten steht Mecklenburg-Vorpommern da, mit 1:6 beziehungsweise 1:12,9, allerdings waren die Personalschlüssel dort im Jahre 2013 noch weitaus ungünstiger. Auch Sachsen und Sachsen-Anhalt verzeichnen Verbesserungen. Verschlechtert hat sich 2019 gegenüber 2013 das Saarland im Krippenbereich (von 3,7 auf 3,9) und Thüringen im Kindergartenbereich (von 11,2 auf 11,6).

Doch nicht nur die Personalstärken, sondern auch das zu niedrige Qualifikationsniveau der eingesetzten Fachkräfte kritisiert die Stiftung. Hier könnten die westdeutschen von den ostdeutschen Ländern lernen.

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