Süddeutsche Zeitung

Kinder der griechischen Tragödie:Heroin statt Hoffnung

Maki ist ein Opfer der Schuldenkrise. Der studierte Ingenieur verlor zwei Jobs, landete auf der Straße, wühlt heute in Müllcontainern - und ist heroinabhängig. Wenn Europa über Griechenland diskutiert, geht es immer um Geld. Tatsächlich geht es um Maki. ||| st_ry - die neue Serie - jetzt jeden Montag.

Von Sammy Khamis und Hakan Tanriverdi, Athen

Wir würden Ihnen heute gerne Maki vorstellen. Maki ist 29 Jahre alt, Ingenieur und wohnt in Athen. Als wir ihn kennengelernt haben, war eine seiner ersten Reaktionen, uns seine Arme zu zeigen. "No needles", sagte er dazu, sichtlich stolz auf sich selbst. Er spritze sich kein Heroin. Kurz darauf zog er ein Messer und klopfte sich mit dessen Griff kleine Brocken Heroin zurecht. Und schnupfte es.

Maki ist ein Kind der griechischen Schuldenkrise. Er verlor zwei Jobs und landete auf der Straße. Heute wühlt er in Müllcontainern, auf der Suche nach Dingen, die ihm helfen zu überleben. Ein junger Mann mit kleinem Beutel für sein Hab und Gut, der gutes Englisch spricht, in seinen klaren Momenten sehr lustige Anekdoten erzählt und sich einen Tag später nur mit großer Mühe an uns erinnern kann. Seine Arme präsentiert er uns da schon nicht mehr, die Einstiche von der Spritze sind aber auch so zu sehen.

Wenn Europa über Griechenland diskutiert, wenn Worte wie Grexit und Reformpaket fallen, dann geht es immer um Geld. Tatsächlich geht es um Maki.

Im Sommer des vergangenen Jahres sind wir - zwei Reporter, ein Kameramann - nach Athen geflogen, um mit jungen Griechen über die Finanzkrise und deren Einfluss auf ihr tägliches Leben zu reden. Die Arbeitslosenquote unter jungen Menschen liegt bei knapp 60 Prozent, jeder ist entweder selbst betroffen oder hat Freunde, die es sind.

Wie also leben diese Menschen? Diese Frage wollen wir beantworten, in einer vierteiligen Video-Reihe. Jeden Montag veröffentlichen wir eine Folge, die Sie auf SZ.de sehen können.

Wir haben Menschen getroffen, die dem Staat massiv misstrauen und vor allem Wert darauf legen, Polizisten aus ihrem Viertel zu vertreiben. Menschen, die sich bei Zwangsversteigerungen von Immobilien vor Gerichtseingänge stellen, damit niemand das Gebäude betreten - und die Immobilien ersteigern - kann. Junge Griechen haben uns von ihrem Alltag erzählt.

"Kokain der Armen"

Und dann ist da eben noch Maki. Seine Geschichte erzählen wir hier:

"Coming of Rage" ist konzipiert und finanziert vom Münchner Redaktions- und Formatbüro vydy.tv. Für ihren Youtube-Channel produzieren sie Reportagen zu politisch-gesellschaftlichen Themen. Das Format lebt von Ihrem Feedback: Diskutieren Sie mit den Machern auf Youtube, Facebook und Twitter. Hakan Tanriverdi arbeitet für Süddeutsche.de und vydy.tv.

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