Kim und Putin:Gesten für den Westen

In Wladiwostok treffen sich zwei Verschmähte, um die Isolation zu verlassen.

Von Silke Bigalke

Wenn Wladimir Putin nun im Fernen Osten Russlands den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un empfängt, dann wollen beide nicht zuletzt Zeichen Richtung Westen senden. Es treffen sich in Wladiwostok zwei Verschmähte, die einander ein Stück weit aus ihrer Isolation helfen möchten.

Der russische Präsident träumt, anders als Donald Trump, nicht davon, für den Friedensnobelpreis nominiert zu werden. Er möchte ein wenig internationales Gewicht einsammeln. Zwar fühlt sich Russland unwohl mit den Atomwaffen des Nachbarn. Trotzdem dürfte es Putin gut gepasst haben, dass sich der US-Präsident mit Kim Jong-un im Februar nicht einig wurde über eine Abrüstung. Erstens machte erst dieses Scheitern Putin zu einem interessanten Gesprächspartner für Kim, der weiterhin auf die Lockerung der UN-Sanktionen hofft. Zweitens wittert Putin eine Chance, sich als Vermittler im Atomstreit zwischen den USA und Nordkorea ins Spiel zu bringen.

Bleibt die Frage, was er dem nordkoreanischen Diktator zu bieten hat. Moskau leidet selbst unter US-Sanktionen, das wirtschaftlich geschwächte Russland ist für Pjöngjang als Handelspartner nicht mehr so wichtig wie einst. Putin bringt wenig Verhandlungsmasse mit. Auch das zeigt, dass es in Wladiwostok weniger um Inhalte geht als um Gesten.

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