Süddeutsche Zeitung

Kim trifft Trump:Plaudern am Pool

US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un gaben sich bei ihrem Gipfel in Hanoi zunächst freundschaftlich. Doch Fotos zeigen auch, wie angespannt beide wirken.

"Manchmal muss man gehen", sagte US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz nach seinem Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Die beiden Staatschefs hatten das Treffen in Hanoi am Donnerstag überraschend ohne Abkommen abgebrochen. Dabei hatten sie vor ihrem Besuch in der vietnamesischen Hauptstadt viel versprochen.

Am Anfang wirkte die Gesprächsatmosphäre noch herzlich: Donald Trump und Kim Jong-un schüttelten sich lächelnd die Hände. Im Mittelpunkt ihres zweiten Gipfels in Hanoi standen am Mittwoch und Donnerstag die Bemühungen um eine atomare Abrüstung Nordkoreas und mögliche Gegenleistungen der USA.

Das Gastgeberland Vietnam zelebrierte das Ereignis schon im Vorfeld: Es gibt großflächtige Gemälde von Trump und Kim, auf denen die eher fülligen Politiker verschlankt und strahlend gezeigt werden, in Hanois Straßen werden T-Shirts feilgeboten mit den Konterfeis der Gesprächspartner. "Peace" - Frieden, prangt auf Leibchen und Zeitungstitelseiten.

Der nordkoreanische Staatschef und der US-Präsident gaben sich gut gelaunt und freundschaftlich.

Doch war beiden auch die Anspannung anzusehen. Kim verhandelte um sein Atomprogramm, auf das er verzichten soll. Gäbe es sein Nukleararsenal nicht, würde Trump nicht mit der Staatsführung des bitterarmen Landes auf Augenhöhe reden.

Auch Trump blickte immer wieder ernst drein. Wohl auch, weil gleichzeitig die Aussagen seines langjährigen Anwalts Michael Cohen publik wurden. Trumps "Ausputzer" rechnete im US-Kongress mit dem Präsidenten ab und konkretisierte Vorwürfe zu Wikileaks und den Schweigegeldzahlungen an Frauen, die offenbar Sex mit Trump hatten.

Immer in der Nähe von Kim hielt sich Kim Yo-jong auf, die jüngere Schwester des Diktators. Die 30-Jährige leitet die Propagandaabteilung des Landes und prägt entscheidend das Image ihres Bruders (hier mehr dazu).

Plaudern am Pool: Der engere Gesprächskreis um Trump und Kim am Tagungsort, einem Luxushotel.

Kim Jong-un kam bereits am Dienstagmorgen in Hanoi an. Er nutzte den Tag für einen offiziellen Staatsbesuch in Vietnam. Er ist der erste nordkoreanische Machthaber seit 1964, der Vietnam besucht - wie Nordkorea ein von einer kommunistischen Partei beherrschter Einparteienstaat.

Kim ist die 4500 Kilometer mit seinem Sonderzug angereist. 60 Stunden soll die Fahrt gedauert haben. Bei der Ankunft an Vietnams Grenze wurden Kim und seine Delegation am Bahnhof von dem mächtigen vietnamesischen Propaganda-Chef und Politbüromitglied Vo Van Thuong empfangen.

Neben Kims Limousine joggten, wie immer, wenn der Machthaber unterwegs ist, zwölf Leibwächter her. In Hanoi standen viele Schaulustige am Straßenrand.

Auch Trump nutzte den Gipfel für ein Treffen mit Vietnams Premierminister Nguyen Xuan Phuc. Trump sieht Vietnam als Vorbild für Nordkorea: Sollte Kim abrüsten, könne sich auch Nordkorea wirtschaftlich so gut entwickeln, meint der US-Präsident.

Schon ab Samstag waren zahlreiche bewaffnete Sicherheitskräfte am Bahnhof, auf der Strecke nach Hanoi und, wie im Bild zu sehen, in der Nähe von Kims Hotel im Einsatz.

Kim-Doppelgänger Howard X und ein Trump-Imitator ließen sich bereits vor dem Gipfel in Hanoi ablichten. Inzwischen soll Howard X ausgewiesen worden sein. Der Australier schrieb am Montag auf seiner Facebookseite, Beamte hätten ihn vom Hotel abgeholt und zum Flughafen begleitet. Vietnamesische Offizielle wollten den Fall zunächst nicht kommentieren.

Die echten Staatschefs haben sich im vergangenen Juni in Singapur erstmals getroffen und auf eine "Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel" verständigt. Nicht geklärt wurde aber, was genau darunter zu verstehen ist und wie die nukleare Abrüstung erreicht werden soll. Die Details sind nach wie vor unklar, mit einem konkreten Fahrplan rechneten die meisten Beobachter auch bei diesem Treffen nicht.

Am Donnerstag endet das Treffen dann ganz plötzlich. Ein geplantes Mittagessen wird kurzfristig abgesagt, obwohl sogar das Menü schon veröffentlicht wurde (es hätte "Apple Foi Gras Jelly" gegeben, gefolgt von "Snow Fish" und "Banoffee Pie" zum Nachtisch). Eine Einigung sei nicht erzielt worden, heißt es knapp vom Weißen Haus. Kim verlässt da schon den Tagungsort in einer schwarzen Limousine. Dieses Ende dürfte für viele eine Enttäuschung sein, denn Trump und Kim hatten große Erwartungen geschürt.

Auch Trump machte sich schnell auf den Rückweg zu seinem Hotel, in dem er sich alleine der Presse stellte.

Trotzdem verbreiten Trump und sein Außenminister Mike Pompeo auf der Pressekonferenz gute Stimmung: Die Gespräche seien produktiv gewesen, das Verhältnis zu Kim gut. Eine Einigung sei nicht vollständig möglich gewesen, doch man sei jetzt deutlich weiter, als man noch 36 Stunden zuvor gewesen sei. Beide geben sich optimistisch, in der Zukunft einen Deal mit Nordkorea abschließen zu können.

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