Kim Dae Jung:Dissident, Präsident, Versöhner

In Südkorea kämpfte er für Demokratie, mit Nordkorea suchte er den Dialog: Zum Tod des Friedensnobelpreisträgers Kim Dae Jung

Der frühere südkoreanische Präsident Kim Dae Jung hatte bereits zu Lebzeiten einen Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Wie kaum ein anderer Politiker des ostasiatischen Landes erwarb er sich im In- und Ausland durch sein mutiges Eintreten für Freiheit und demokratische Reformen hohes Ansehen. Während seiner Präsidentschaft prägte er den Begriff der "Sonnenscheinpolitik." Diese bezeichnet den Annäherungskurs zum kommunistischen Nordkorea.

Kim Dae Jung: Einst Dissident, später Friedensnobelpreisträger: Kim Dae Jung, Südkoreas ehemaliger Präsident, ist tot.

Einst Dissident, später Friedensnobelpreisträger: Kim Dae Jung, Südkoreas ehemaliger Präsident, ist tot.

(Foto: Foto: dpa)

Kim starb am Dienstag im Alter von 83 Jahren in Seoul an Herzversagen. Im langen Leben des Politikers und früheren Dissidenten unter Südkoreas Militärdiktaturen spiegeln sich die Fortschritte und Rückschläge, die sein Land über Jahrzehnte auf dem steinigen Weg zur Demokratie erlebt hat.

Die Spitze der Demokratiebewegung

Kim war von 1998 bis 2003 südkoreanischer Staatschef. Der aus einfachen Verhältnissen stammende dreifache Vater begann seine politische Karriere Anfang der 50er Jahre, 1961 wurde er erstmals ins Parlament gewählt. Zehn Jahre später kandidierte er für das Präsidentenamt, verlor jedoch knapp gegen den damaligen Militärmachthaber Park Chung Hee.

Nach der Verhängung des Kriegsrechts durch Park ging Kim nach Japan ins Exil, 1973 wurde er durch Agenten des südkoreanischen Geheimdienstes von dort entführt. Bis zur Ermordung Parks 1979 saß er in Südkorea im Gefängnis oder stand unter Hausarrest.

Von der neuen Militärjunta wurde Kim wegen Aufruhrs zum Tode verurteilt. Dank internationalen Drucks kam er jedoch nach zweieinhalb Jahren aus dem Gefängnis frei und konnte in die USA ausreisen. In seine Heimat kehrte Kim 1984 zurück. Dort stellte er sich an die Spitze der Demokratiebewegung, die politische Reformen und Präsidentschaftswahlen durchsetzte. Zum Präsidenten wählten ihn die Koreaner 1989.

Bis zuletzt verteidigte Kim Dae Jung seine Politik

Im Jahr 2000 wurde Kim der Friedensnobelpreis für seine Verdienste um Demokratie und Menschenrechte sowie die Versöhnung mit Nordkorea verliehen. Durch das Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il im Juni 2000 gelang Kim Dae Jung der bis dahin wichtigste Durchbruch im Verhältnis zum ideologischen Erzfeind. In den letzten Monaten seines Lebens musste Kim Dae Jung allerdings mit ansehen, wie sich die innerkoreanischen Beziehungen spürbar verschlechterten. Seine "Sonnenscheinpolitik," für die er auch im eigenen Land stark kritisiert wurde, verteidigte er dennoch bis zuletzt.

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