"Kill Team" in Afghanistan:Blanke Mordlust

Abu Ghraib bis heute ein Monument der Schande für Amerika. Der Fall Morlock ist von dieser Dimension weit entfernt. Er zeigt das, was man leider schon lange weiß: Einige Soldaten werden auch zu Mördern.

Hubert Wetzel

Drei Menschen haben der amerikanische Stabsgefreite Jeremy Morlock und seine Kumpanen voriges Jahr in Afghanistan getötet. Alle Opfer waren Zivilisten, sie starben nicht während eines Gefechtes, sondern wurden kaltblütig erschossen.

Ein anderes Motiv als blanke Mordlust lässt sich nicht erkennen, und das Militärgericht, vor dem Morlock sich verantworten musste, ließ auch kein anderes Motiv gelten. 24 Jahre Haft lautete das Urteil für Morlock.

Nun ist die Bestürzung groß. Von einem "zweiten Abu Ghraib" ist die Rede, einem Verbrechen also, das dem Ruf Amerikas und seiner Armee dauerhaft schaden und als Propagandamunition für Islamisten in aller Welt genutzt werden könnte.

Doch bisher deutet wenig darauf hin. Die afghanische Regierung, sonst immer schnell dabei, wenn es gilt, den Westen wegen ziviler Opfer zu verdammen, hält sich zurück. Selbst die Taliban schweigen zu dem Fall.

Mit Abu Ghraib sind die Verbrechen von Morlock und seiner Mörderbande ohnehin nicht zu vergleichen. Was vor sieben, acht Jahren in jenem irakischen Gefängnis passierte, war systematische, staatlich gebilligte, wenn nicht gar befohlene Folter, um Gefangene vor Verhören zu brechen. Außer ein paar niederrangigen, sadistischen Wachleuten wurde bisher keiner der Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen.

Auch deshalb ist Abu Ghraib bis heute ein Monument der Schande für Amerika und seine Streitkräfte. Der Fall Morlock ist von dieser Dimension weit entfernt. Er zeigt, dass das US-Militär in einigen Einheiten offensichtlich ein Führungs- und Disziplinproblem hat. Und er zeigt das, was man leider schon lange weiß: Einige Soldaten werden auch zu Mördern.

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