Ausschreitungen in Bagdad:Ayatollah Chamenei verurteilt US-Angriffe im Irak

Nach US-Luftangriff auf schiitische Miliz im Irak

Ein Demonstrant schürt vor der Botschaft der Vereinigten Staaten in Bagdad Feuer.

(Foto: dpa)
  • Irans oberster Führer Ayatollah Chamenei hat Vorwürfe scharf zurückgewiesen, sein Land sei an den Ausschreitungen in Bagdad beteiligt.
  • In der irakischen Hauptstadt hatten Hunderte Demonstranten die US-Botschaft attackiert.
  • Die USA schicken wegen der jüngsten Spannungen zusätzliche Soldaten in die Region, weitere Truppen stehen bereit.

Irans oberster Führer hat die US-Angriffe im Irak scharf verurteilt und erneut eine Beteiligung Teherans an den Ausschreitungen in dem Nachbarland bestritten. "Im Namen des iranischen Volkes und der iranischen Regierung verurteile ich die US-Angriffe im Irak", sagte Ayatollah Ali Chamenei nach Angaben des Staatssenders Irib.

Die Anschuldigungen von US-Präsident Donald Trump, dass Iran an den Ausschreitungen an der amerikanischen Botschaft am Dienstag in Bagdad beteiligt gewesen sei, wies Chamenei als "absurd" zurück. "Seien Sie (Trump) doch mal logisch, was Sie ja nicht sind ... Fakt ist, dass die Völker in dieser Region die USA wegen ihrer Verbrechen hassen", sagte der Ayatollah, der nach der Verfassung das letzte Wort in allen strategischen Belangen des Landes hat. Die Proteste basieren Chamenei zufolge auf diesem Hass gegenüber den USA und haben mit anderen Ländern nichts zu tun. Trump hatte dagegen via Twitter Iran verantwortlich gemacht und mit Vergeltung gedroht, das Land werde einen "hohen Preis" für Schäden oder Opfer zahlen:

Hunderte Demonstranten hatten am Dienstag gewaltsam versucht, den hochgesicherten Botschaftskomplex in Bagdad zu stürmen. Sie zündeten US-Flaggen an und zertrümmerten Fenster, wie Augenzeugen berichteten. Auf Fotos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Menschen Mauern der Botschaft hinaufkletterten und Flaggen schiitischer Milizen schwenkten. Sicherheitskräfte feuerten Tränengas und Blendgranaten ab, um die Menge zu vertreiben. Am Mittwoch kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen irakischen und amerikanischen Sicherheitskräften und Protestierenden, die Feuer im Eingangsbereich gelegt hatten. Augenzeugenberichten zufolge entspannte sich die Lage im Laufe des Mittwochs, die Demonstranten hätten damit begonnen sich zurückzuziehen.

USA verstärken Militärpräsenz im Irak

Wegen der neuerlichen Spannungen verlegen die USA mit sofortiger Wirkung 750 zusätzliche Soldaten in die Region. Darüber hinaus stünden weitere Truppen bereit, um in den kommenden Tagen auszurücken, erklärte Verteidigungsminister Mark Esper am Dienstagabend (Ortszeit). Die Verlegung der Soldaten der 82. Luftlandedivision aus dem US-Bundesstaat North Carolina sei eine Vorsichtsmaßnahme angesichts der erhöhten Bedrohungslage im Irak, erklärte Esper. "Die Vereinigten Staaten werden unsere Bürger und Interessen überall auf der Welt schützen", so der Minister. Die USA machen Iran für die jüngsten Ausschreitungen verantwortlich. Kurz zuvor hatte das US-Militär zum Schutz der Botschaft bereits die Verlegung von etwa 100 Marineinfanteristen aus Kuwait eingeleitet. Auch Hubschrauber kreisten über dem Areal.

Grund für die Wut der Demonstranten sind US-Attacken auf eine Miliz in Syrien und im Irak. Am Sonntag hatten die USA bei fünf Luftangriffen Einrichtungen der schiitischen Miliz Kataib Hisbollah angegriffen. Dabei wurden 25 Menschen getötet und 50 weitere verletzt. Die USA machen die von Iran unterstützte Miliz für einen Raketenangriff auf einen Militärstützpunkt im Nordirak verantwortlich, bei dem am Freitag ein US-Zivilbeschäftigter getötet und vier US-Soldaten sowie zwei irakische Sicherheitskräfte verletzt worden waren.

Korrektur: In einer vorigen Version dieses Artikels stand, dass Ayatollah Khomenei die US-Angriffe im Irak verurteilt. Richtig ist natürlich Ayatollah Chamenei.

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