Fall Khashoggi:USA verhängen Sanktionen gegen 17 Saudis

Jamal Khashoggi 2015 in Bahrain

Jamal Khashoggi wurde im Oktober in Istanbul ermordet.

(Foto: dpa)
  • Die USA verhängen Sanktionen gegen 17 saudische Staatsbürger im Fall des getöteten Journalisten Khashoggi.
  • Ein Mordkommando soll den Journalisten Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul erwürgt, seine Leiche zerstückelt und anschließend in Säure aufgelöst haben.
  • Fünf Verdächtigen droht nun in Riad die Todesstrafe.

Im Fall des getöteten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul hat die US-Regierung Sanktionen gegen 17 saudi-arabische Staatsbürger verhängt. Darunter sind der saudische Generalkonsul in Istanbul, Mohammed al-Otaibi, und die Angehörigen eines Teams, das für den Tod Khashoggis in der diplomatischen Vertretung verantwortlich gemacht wird, wie das US-Finanzministerium am Donnerstag mitteilte. Auch ein hochrangiger Berater des Kronprinzen Mohammed bin Salman soll von den Sanktionen betroffen sein, die auf der Grundlage einer Regelung fußen sollen, mit der Vergehen gegen die Menschenrechte geahndet werden. Alle 17 seien in die "abscheuliche Ermordung" Khashoggis in der Türkei verwickelt.

Gegen die Betroffenen hatten die USA bereits zuvor Einreiseverbote verhängt. Hinzu kommen nun ökonomische Sanktionen. So werden alle Vermögenswerte der Personen in den Vereinigten Staaten eingefroren, Amerikaner dürfen mit ihnen keine Geschäfte mehr machen.

Die türkischen Behörden verdächtigen ein mutmaßlich aus Riad entsandtes Mordkommando mit 15 Mitgliedern, Khashoggi Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul erwürgt, seine Leiche zerstückelt und anschließend in Säure aufgelöst zu haben. Nach Darstellung Riads vom Donnerstag sollte das 15-köpfige Team Khashoggi überzeugen, mit ihnen nach Saudi-Arabien auszureisen. Die Situation sei eskaliert und dem im Exil lebenden Journalisten sei eine Injektion verabreicht worden, an der er starb. Sein Körper sei zerstückelt und aus dem Konsulat gebracht worden.

Die USA sehen keine Verbindung zwischen Killerkommando und Königshaus

Der saudische Generalstaatsanwalt fordert inzwischen die Todesstrafe für fünf mutmaßlich an der Tat Beteiligte. Das sagte er bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Riad. Es seien insgesamt elf Männer angeklagt, als Drahtzieher gelte der ehemalige Vizechef des Geheimdienstes, Ahmed al-Asiri.

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman war in den vergangenen Tagen in Verdacht geraten, selbst in den Mord verwickelt zu sein, ihn möglicherweise in Auftrag gegeben zu haben. Um diesen Verdacht zu stützen, hatte die Türkei Tonbandaufnahmen veröffentlicht, die bin Salman belasten sollen. US-Sicherheitsberater John Bolton bezeichnete diese Spur als falsch. Bolton sagte, er habe das Tonband nicht selbst gehört, "aber nach Einschätzung derjenigen, die es gehört haben", gebe es keine Verbindungen zwischen dem Killerkommando und dem Königshaus in Saudi-Arabien.

Unter internationalem Druck hatte Riad nach wochenlangen Dementis bestätigt, dass Khashoggi am 2. Oktober im Istanbuler Konsulat zu Tode gekommen sei, dies jedoch zunächst als Ergebnis eines eskalierten Streits dargestellt. Später gab die Staatsanwaltschaft indirekt zu, dass der Regierungskritiker "vorsätzlich" getötet wurde. Angesichts des Verdachts, dass der mächtige Thronfolger bin Salman die Tat in Auftrag gegeben hatte, betonte die Führung in Riad aber, dass es sich um einen nichtautorisierten Einsatz gehandelt habe.

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Ein Mitglied des Tötungskommandos hat laut einem Bericht kurz nach der Tat einem Vorgesetzten gesagt, er solle "seinem Chef" Bescheid geben. US-Geheimdienstler glauben, damit sei Salman gemeint.

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