Süddeutsche Zeitung

Kenia:Bereichernd

Eine Delegation von acht sambischen Parlamentsabgeordneten hielt es für eine gute Idee, ausgerechnet ins besonders korrupte Kenia zu reisen, um sich dort über Methoden zur Korruptionsbekämpfung zu informieren.

Es ist ein bisschen so, als würde man in die Sahara reisen, um Skifahren zu lernen. Eine Delegation von acht sambischen Parlamentsabgeordneten hielt es für eine gute Idee, sich auf den Weg nach Kenia zu machen, um sich dort über Methoden zur Korruptionsbekämpfung zu erkundigen. Der Parlamentsabgeordnete Garry Nkombo sagte, man werde die besten Methoden zur Bekämpfung der Käuflichkeit studieren. Von Kenia lernen heißt nicht unbedingt siegen lernen. Das Land ist korrupt wie kaum ein anderes in Afrika. Es beginnt an der Spitze des Staates; die Familie von Uhuru Kenyatta plündert das Land schamlos aus. Als der Staat eine Eisenbahn von der Küste in die Hauptstadt Nairobi bauen ließ, stiegen die Kosten inflationär, weil die Familie Kenyatta die Grundstücke für die Strecke überteuert verkaufte. Derzeit muss die nationale Jugendhilfe erklären, wo etwa 80 Millionen Dollar geblieben sind, die eigentlich für die Armutsbekämpfung vorgesehen waren.

So geht das seit Jahrzehnten, weshalb Kenia in der Liste der korruptesten Staaten Platz 143 von 180 belegt. Sambia steht auf Rang 96 viel besser da. Eigentlich müssten kenianische Abgeordnete also nach Sambia reisen. Letztlich ist alles nur Theater. Reisen sind für afrikanische Politiker eine gute Einnahmequelle, weil die Politik sich monströse Tagessätze genehmigt. Sambische Abgeordnete verdienen monatlich etwa 2000 Euro Grundgehalt, das große Geld wird mit Reisen gemacht, für die es pro Tag zusätzlich etwa 250 Euro zur freien Verfügung gibt. Natürlich steuerfrei.

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Quelle:
SZ vom 14.06.2018
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