Kenia:Beihilfe auf dem Weg ins Chaos

Die internationale Gemeinschaft hat Kenia Demokratie gepredigt, und die eigenen Standards verraten.

Von Bernd Dörries

Als die obersten Richter in Kenia vor einigen Wochen entschieden, dass die Wahl von Anfang August wegen schwerer Unregelmäßigkeiten wiederholt werden muss, bejubelte die internationale Gemeinschaft das Urteil als großen Schritt für die Demokratie in Afrika. Es waren dieselben Diplomaten und Außenpolitiker, die dem unterlegenen Oppositionschef Raila Odinga geraten hatten, seine Niederlage zu akzeptieren, und ihn in den vergangenen Tagen ermahnten, er solle es nicht zu weit treiben mit seinen Forderungen und Bedingungen. Dabei hatte Odinga nur darauf bestanden, dass die Wahlkommission, welche die letzte Abstimmung verschoben hatte, nicht auch die neue sein könne. Was eine demokratische Selbstverständlichkeit sein sollte, war vielen in der EU und den USA ein bisschen zu viel.

Dass Odinga nun daraus die Konsequenz gezogen hat, bei der Neuwahl unter diesen Umständen nicht anzutreten, ist durchaus folgerichtig. Odinga mag ein Spieler sein, dem jedes Mittel recht ist, um an die Macht zu kommen. Dorthin will er ja nach wie vor, nur eben unter seinen Bedingungen, und auch, wenn sein Weg Kenia ins Chaos führt. Das wollte die internationale Gemeinschaft unbedingt vermeiden. Doch hat sie nun selbst maßgeblich dazu beigetragen, indem sie immer von Demokratie sprach - es dann aber nicht mehr so genau nahm, als es darauf ankam.

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