Süddeutsche Zeitung

Keine Geheimdokumente:CIA verurteilt E-Mail-Veröffentlichung

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Wikileaks hatte gehackte Notizen von Dienst-Chef John Brennan ins Netz gestellt.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat das Ergebnis eines Hackerangriffs auf das private E-Mail-Konto von CIA-Direktor John Brennan veröffentlicht. Unter den ins Internet gestellten Dokumenten ist neben einem teilweise ausgefüllten Antrag Brennans auf eine Sicherheitsüberprüfung eine Notiz zur Iran-Politik. Auch die Sozialversicherungsnummer seiner Frau sowie Namen von früheren Kollegen, mit denen Brennan im Lauf seiner langen Karriere bei dem US-Geheimdienst zusammenarbeitete, ehe er um 2005 vorübergehend in den Privatsektor wechselte, sind darin zu finden. Der US-Geheimdienst nannte die Veröffentlichung ein Verbrechen. Offen blieb zunächst, ob durch die Veröffentlichung des Fragebogens zu Brennans Sicherheitsprüfung auch geheime Informationen zur nationalen Sicherheit in Umlauf gerieten.

Das Material wurde offenbar von einem Hacker aus Brennans Account abgefischt. Dieser Hacker hatte sich bereits vor Tagen im Gespräch mit der New York Post als Schüler vorgestellt und behauptet, er habe mit seiner Cyberattacke gegen die amerikanische Außenpolitik protestieren wollen. Dazu habe er sich als Mitarbeiter der Telekommunikationsfirma Verizon ausgegeben und so einen anderen Angestellten dazu gebracht, Informationen über Brennans Konto preiszugeben. Einige Dokumente veröffentlichte er zunächst auf seinem Twitter-Konto @phphax.

Die CIA sieht keinen Hinweis darauf, dass die Dokumente als geheim eingestuft waren

Alle enthüllten Dokumente stammen aus der Zeit vor 2009, also bevor Brennan als Anti-Terror-Berater ins Weiße Haus kam. Für den Posten hatte er zuvor einen Antrag auf Sicherheitsüberprüfung eingereicht. Die CIA erklärte, es gebe keinen Hinweis darauf, dass die bisher veröffentlichten Dokumente als geheim eingestuft worden sind. Vielmehr sei allgemein anzunehmen, dass eine Privatperson mit "Interesse an und Kenntnissen über die Nationale Sicherheit" derartiges Material besitze. "Der Hackerangriff ist etwas, das jedem passieren kann und ist nicht anzupreisen, sondern zu verurteilen", betonte die CIA. Opfer sei die Familie Brennans.

Eine nach dem Wahlsieg Barack Obamas verfasste Notiz Brennans von Anfang 2009, die offenbar für den künftigen US-Präsidenten gedacht war, beschäftigt sich mit dem Umgang mit Iran. Brennan warb für eine pragmatische Herangehensweise nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche, derer sich die US-Regierung letztlich zum Teil bedienen sollte, um Teheran zu Verhandlungen über Einschränkungen seines Atomprogramms zu bewegen. In der Notiz findet sich zudem Kritik an Obamas Vorgänger George W. Bush. Dieser habe Iran "unbegründet" als Teil der "Achse des Bösen" gebrandmarkt.

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SZ vom 23.10.2015 / AP
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