Keime:Unwissen schützt nicht

Deutschland braucht Forschung zu Notfallmedikamenten.

Von Christina Berndt

Vor der Haustüre leben schier unverwüstliche Bakterien, denen mit Antibiotika nicht beizukommen ist. Manchen nicht einmal mehr mit Notfallantibiotika, der letzten Reserve der Menschheit gegen gefährliche Keime. Solche Erreger haben Wissenschaftler in Flüssen und Bächen, ja sogar in Badeseen in Niedersachsen nachgewiesen. Und es ist ziemlich sicher, dass es für andere Bundesländer ebenso gilt. Dass sich Ministerien trotzdem nicht zuständig fühlen, ist kaum zu fassen.

Niemand kann derzeit sagen, wie verbreitet solche Erreger in hiesigen Gewässern bereits sind. Niemand weiß, ob sie wirklich Menschen befallen, die einen Sonntag am Badesee verbringen. Auch ist unklar, woher die Bakterien genau stammen. Dass sie ein Produkt der Landwirtschaft sind, wo zu beherzt Antibiotika verfüttert werden, ist nur eine Vermutung.

Doch bei allem Unwissen ist eines klar: Multiresistente Bakterien sind eine fundamentale Gefahr in Kliniken. Unkontrollierbare Infekte durch solche Keime sind Alltag geworden. Jedes Jahr sterben in Deutschland Tausende Menschen daran. Politiker können sich deshalb nicht mit einem "Wir wissen noch nicht genug" herausreden. Sie müssen das fehlende Wissen durch Forschungsförderung beschaffen. Deutschland braucht einen Zukunftsplan für Notfallmedikamente. Sonst werden die Menschen womöglich eines Tages noch davon überrascht, dass gefährliche Keime in ihrem Trinkwasser aufgetaucht sind.

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