Kaukasus-Krise:Medwedjew will Merkel Gräuel-Bilder zeigen

Plündernde Paramilitärs, Kindermord und Brandstiftung: Vor der Ankunft von Kanzlerin Merkel im Kaukasus werfen sich Russland und Georgien gegenseitig Gräuel vor - und wollen Beweise bringen.

Russland will Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Treffen mit Präsident Wladimir Medwedew nach eigenen Angaben Belege für georgische Gräueltaten in Südossetien vorlegen.

Kaukasus-Krise: "Wir können dafür konkrete Beweise vorlegen": Georgische Soldaten in Gori sollen Frauen und Kinder ermordet und ganze Dörfer niedergewalzt haben.

"Wir können dafür konkrete Beweise vorlegen": Georgische Soldaten in Gori sollen Frauen und Kinder ermordet und ganze Dörfer niedergewalzt haben.

(Foto: Foto: AFP)

"Man wird der Bundeskanzlerin unseren Standpunkt ausführlich erläutern und auch wirklich handfeste Beweise vorlegen, die die Gräueltaten der georgischen Soldateska in Südossetien belegen", sagte der russische Botschafter in Deutschland, Wladimir Kotenew, am Freitag im Deutschlandfunk.

In der Bild-Zeitung sagte Kotenew zudem, Medwedew wolle keinen Keil in die EU treiben. "Aber er wird der Kanzlerin klarmachen, dass die osteuropäischen EU-Länder nicht allein die Russland-Politik der EU bestimmen dürfen. Das würde eine echte Partnerschaft verhindern."

Außerdem werde Medwedew Merkel vor einem zu großen Einfluss der osteuropäischen EU-Staaten auf die EU-Russland-Politik warnen.

Das Treffen im Schwarzmeer-Ort Sotschi, wo Merkel ursprünglich die Sportstätten für die Olympischen Winterspiele 2014 besichtigen wollte, steht nach einer kurzfristigen Programmänderung im Zeichen der Georgien-Krise. Dabei geht es vor allem um die Möglichkeiten für einen dauerhaften Waffenstillstand in Georgien und eine schnelle humanitäre Hilfe für Tausende Flüchtlinge.

Auch das künftige Verhältnis Russlands zur Europäischen Union, zur Nato und zu den USA dürfte angesprochen werden. Russland hoffe auf "mehr Verständnis für die russische Position, die auf Völkerrecht und gesundem Menschenverstand beruht", sagte Kotenew. Er räumte aber zugleich ein, dass man nicht immer einer Meinung sei.

Georgiens Präsident Michail Saakaschwili, der US-Außenministerin Condoleezza Rice in Tiflis empfängt, beklagte, dass tausende russische Paramilitärs "plündernd und vergewaltigend" durch das Land zögen.

Saakaschwili sagte am Donnerstag, dass die russische Armee noch immer ein Drittel des georgischen Staatsgebiets kontrolliere. Nach Angaben des georgischen Innenministeriums rollten trotz des vereinbarten Rückzugs am Donnerstagabend rund 130 russische Panzerfahrzeuge weiter ins Landesinnere von Georgien vor.

Die Kolonne habe in der Nähe der westgeorgischen Stadt Senaki Stellung bezogen. Georgien erneuerte am Donnerstag vor dem International Gerichtshof (IGH) in Den Haag seine Klage gegen mutmaßliche russische Menschenrechtsverletzungen. Dabei beantragte Tiflis nach IGH-Angaben Dringlichkeitsmaßnahmen zum Schutz seiner Zivilbevölkerung.

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