Süddeutsche Zeitung

Kaukasus-Konflikt:"Völkermord" in Südossetien

Die russische Justiz wirft Georgien vor, im August in Südossetien einen Genozid verübt zu haben - und korrigiert Angaben über zivile Todesopfer nach unten.

Ein Untersuchungsgremium der russischen Justiz hat Georgien "Völkermord" an Südosseten während des Kaukasus-Konflikts im Sommer vorgeworfen. "Man kann sagen, dass wir Zeugen des Genozids am ossetischen Volk geworden sind", erklärte der Chef des Gremiums der russischen Staatsanwaltschaft, Alexander Bastrikin, in Moskau.

Allerdings seien während des Konflikts nicht wie von der selbsternannten südossetischen Führung angegeben 500, sondern 162 südossetische Zivilisten getötet worden. Entscheidend sei aber nicht die Opferzahl, sondern "dass wir nachgewiesen haben, dass es sich um eine bewusste und geplante Handlung handelte, um die Osseten als ethnische Gruppe zu vernichten", sagte Bastrikin.

Die im August eingeleitete Untersuchung ist laut Bastrikin noch nicht abgeschlossen, sondern soll bis April fortgeführt werden. Er hoffe, dass die internationale Gemeinschaft "die gesammelten Beweise objektiv und unparteiisch" prüfe. Der Untersuchung zufolge wurden im Konflikt mit Georgien auch 48 russische Soldaten getötet, zwei weitere würden vermisst.

Die Regierung in Tiflis wies die Anschuldigung als "eine weitere zynische Lüge" zurück. "Das ist nichts anderes als eine Propaganda-Kampagne des Kreml", sagte der frühere Chef des georgischen Sicherheitsrats, Alexander Lomaja. Schon vorher habe Russland "der ganzen Welt Lügen erzählt, dass tausende Zivilisten in Südossetien von der georgischen Armee getötet wurden".

Der zweiwöchige bewaffnete Kaukasus-Konflikt zwischen Russland und Georgien hatte Anfang August begonnen. Nachdem Georgiens Armee versucht hatte, die Kontrolle über die abtrünnige Region Südossetien wiederzugewinnen, marschierten russische Truppen ein.

Nach dem Ende der Kämpfe erkannte Moskau Südossetien und die abtrünnige georgische Region Abchasien als unabhängige Staaten an.

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